Kosmo-Vision
Wieder
eine Rechenschaft
20.03.2013 bis 16.04.2014
in zeitlicher Reihenfolge
Konrad
Rapprich
Internetseite
: www.konrad-rapprich.de
Titelseite
: Stefan Rapprich
Inhaltsverzeichnis
I.Poesie/Literatur
Amour est poésie.
(Alain: Propos
S.77)
POESIA
è il mondo,
l`humanitá
la propria vita
fioriti dalla parola
la limpida meraviglia
di un delirante
fermento.
(Giuseppe Ungaretti: Gedichte, Bibl.Suhrk.70,S.77)
Schreibend sich äußern ist nicht Preisgabe,
sondern Selbst- und Weltfindung.
(Erika Burkart, NZZ 4.5.13, S.30)
Das Sonett ist eins der herrlichen Geschenke an die
Menschheit.
So harmonisch, als wär´s von oben eingegeben.
Wie eine dorische Säule.
(G.Sapgir, russ. Dichter,
1928 – 1999)
Sitz müßig nicht!
Nein, kratze das Papier,
und schreibst du nicht,
spitz eine Feder dir!
(Dalatschah, persischer
Literat.-Historiker, gest.1492 in Herat)
SPRACHE führt
über einen hinaus
und zurück ins Selbst;
ist auch Sonde, Lupe und Lot
bei der täglichen Welt-Entdeckung –
lehrt sehen, hören, sprechen, schweigen:
überdies bewahrt sie, erinnert. (S.22)
Eine Welt ohne Geheimnis
ist eine leere Nuß. (S.13)
(Erika Burkart:“Am Fenster, wo die Welt einbricht.“)
Es ist die höchste Aufgabe des DICHTERS ,
in seinen höchsten Augenblicken dem WORT
seine Unschuld wiederzugeben.
(H.v. Hofmannsthal, zit.C.J.Burckhardt: Begegnungen,Manesse
S.117)
Ich erhalte schreibend gedankliche Klarheit.
(P.Bieri al. Pascal Mercier,NZZ
23.11.13,S.38)
Die Schrift ist ein Akkord aus des Weltalls
Symphonie.,
Die Sprachlehre ist die Dynamik des Geisterreiches.
(Novalis, NZZ 23.11.13)
Den
DICHTER sieht man aus der Nacht
der Eichen selig schwanken;
er taumelt fort mit seiner Tracht
unsterblicher Gedanken.
(N.Lenau: Werke in 1
Bd.,1981, S .5)
Ein GEDICHT
sagt nicht etwas aus,
es IST etwas!
(Ch. Baudelaire)
Die
SPRACHE ist das Organ des inneren
Seins.
(Wilh.v. Humboldt, Orden p.le mérite, Bd.11, S.39)
Die
POESIE hat ihre Höhepunkte, wenn
sie
dem Menschen Geheimnisse offenbart,
die in ihm liegen und von welchen er ohne sie
nur ein dumpfes Gefühl hätte.
(Jacob Burckhardt)
II. Zeit und Tod
Lá, sotto i giorni nubilosi e brevi,
nasce una gente
a cui el morir non dole.
(Petrarca, Motto zum 6.Buch E.Onegin
v.Puschkin)
Selbst dem Herrscher der Welt sind die Tage gezählt.
(Armin Risi: Der Kampf mit dem Wehrlosen, S.24)
Der TOD ist,
ebenso wie die Geburt,
ein Geheimnis der Natur, hier Verbindung,
dort Auflösung derselben Grundstoffe;
durchaus nichts, dessen man sich zu schämen hätte.
(Marc Aurel, 4.Buch Nr.5)
Ein Mensch, welcher eine Stunde seiner Zeit
zu vergeuden wagt,
hat den Wert des Lebens noch nicht entdeckt.
(Ch.Darwin:Briefe)
…das Maß des Menschen ist nicht der TOD,
sondern das LEBEN.
(…que a medida do homem
nao é a mortem as a vida)
(Joao Cabral: Erziehung durch den Stein,
Bibl.Suhrk.713,S.50)
Ich kenne mittlerweile
die Grenzen des Lebens.
(Antonio Skármeta)
Ist´s die NATUR
- bin ich ein Durchgang nur,
den sie gewonnen fürs
Gesamtgeschlecht;
Bin ohne Eigenzweck,
Bestand und Recht,
und bald bin ich
verschwunden ohne Spur.
(N.Lenau,
Waldgespräch)
Niemand weiß,
daß
der Weg der Zukunft in die Vergangenheit führt,
und daß
die Vergangenheit unbeendet
in der Zukunft
enthalten ist.
(Ayahawa
Nobuo- 1920 – 1986, Mensch auf d.Brücke,
Insel Vlg. 1989, S.23)
Wir kommen aus fernsten
Zeiten,
sind Söhne unzähliger
Geschlechter,
Erben dessen, was sie
getan -und es ist Gebot,
sie im Bewußtsein zu tragen.
(Reinh.
Schneider: Winter in Wien, S.156)
A Man in portions can foresee
His own funereal destiny;
His wretchedness, and his resistence,
And his sad anallied
existence.
(Lord Byron, im
“Prometheus”, Oxf.Anthol.Nr339)
Darauf kommt es doch
an,
was sich in den Seelen
der Menschen verändert;
und wer das nicht
spürt,
der weiß durchaus
nichts von dem,
was sich in seiner ZEIT
begibt.
(Reinh.
Schneider: Die dunkle Nacht, Herder TB S.115)
III. Lebens – Weisheit
/ Gott
Das reinste Glück des
Menschen
ist das geruhsame
Spinnen von Gedanken.
(A.Risi,
s.o., S.19)
Mögen auch unsere Beine
krumm sein,
wenn wir nur damit
laufen können.
Briefwechsel B.Croce/K.Vossler)
Was man besitzt,
wenn man nichts mehr
besitzt,
ist der Reichtum der
Weisen.
(A.Risi:
s.o.,S.25)
Alle Gesetze und
Sittenregeln lassen sich
auf eine zurückführen:
auf die WAHRHEIT .
(Goethe an Müller,
1819)
Dies ist das Äußerste
menschlichen Gott-Erkennens:
zu wissen, daß wir Gott nicht wissen.
(Thomas v.Aquin:
Quest.disput.de pot.Dei)
Bei gleicher Umgebung
lebt doch jeder
in einer anderen Welt.
(Schopenhauer)
Hast du VERNUNFT ?
Ja. –
Warum gebrauchst du sie
denn nicht?
Denn wenn du sie
schalten lässest,
was willst du noch
mehr?
(Marc Aurel: 4.Buch,
Nr.13)
Die Fülle der WEISHEIT
wohnt in den Edlen.
(Euripides: Alkestis, S.26)
Wenn die Welt zugrunde
geht,
dann nicht durch
Kriminelle, sondern durch Menschen,
die sich so viel auf
ihre Gerechtigkeit einbilden.
(Reinhold Niebuhr,
Theologe, vor 1939 geschr.)
Denken ist das Gespräch
der Seele mit sich selbst.
(Platon)
Es gibt schon namenlos
viel Großes in dieser Welt,
und wenn man anfängt,
es zu sehen
und zu nehmen, wo es
kommt,
kann man auch LEBEN , ohne nur zu
vegetieren.
(Ottonie
Gräfin Degenfeld, Briefw. H.v.Hofmannsthal,
Fischer Vlg. 1986, S.162)
Im Grunde sind es immer
die Verbindungen
mit Menschen, die dem
Leben seinen Wert geben.
(Wilh.v.Humboldt)
Verehren zu dürfen, ist
für mich
die schönste Gabe des
Lebens….
Aus einer unbegrenzbaren kosmischen Dunkelwolke
schimmert schwach ein
einziger Stern;
das muß
uns genug sein;
mehr ist nicht
geoffenbart….
Der Zweifel ernährt den
Glauben;
der Glaube den Zweifel.
(Reinh.Schneider:
Winter in Wien, S.226,241,242)
Das Leben des Menschen
soll
zu einem Kunstwerk sich
gestalten.
(C.G.Carus)
Nur wer da dient,
erwirbt sein richtig Leben;
nur der ist reich, der
es vermag zu geben.
(R.A.Schröder,
zit.Briefw.Hofm./Degenf.,s.o.)
Klar läßt sich der Mensch doch nicht abgrenzen;
man muß
die Untiefe fühlen, aus der er kommt,
die hinter ihm droht…
(R.Schneider:
Brief an O.Heuschele, 15.10.38, S.49)
…denn Gott ist in der
Finsternis
und dort müssen wir ihn
suchen.
(R.Schneider:
s.o. S.167)
Das Reich der FREIHEIT
ist auch das Reich der
Täuschungen.
(H.Hesse:
Der Zauberer, Marb.Schriften Bd.14,S.70)
Alle Ewigkeitswerke der
Geschichte
stammen letzten Endes
aus den Gewissens-
Entscheidungen der
handelnden Menschen.
(Friedr.
Meinecke)
Jede Epoche ist
unmittelbar zu Gott.
(Leopold Ranke) Orden p.le m. Bd.1, 1954/55, S.15
Es ist leichter einen
Atomkern zu spalten
als ein Vorurteil.
(A.Einstein)
Der SINN
des Menschen ist,
lebendige Grenze zu
sein und dies Leben
an der Grenze auf sich
zu nehmen und durchzutragen.
(Rom.Guardini, Orden p.le M., Bd.9, S.151)
Jede WAHRHEIT
beginnt ihren Weg als Ketzerei
und endet als Orthodoxie.
(Th.H.Huxley,S.70)
Altsein
heißt Suchen!
(M.-L.Kaschnitz,
S.110, Orden p.le M. Bd.12)
Auf ein Stück WAHRHEIT
läßt sich nichts erwidern.
Es wirkt- oder es wirkt
nicht.
Das ist nicht in
unserer Hand;
wir sollen es nur
bezeugen.
(R.Schneider:
Die dunkle Nacht, Herder TB S.115)
WAHRHEIT kann nie Besitz sein
und nie befohlen
werden.
(P.v.Matt:
Interpret. v. Lessings Gedicht: Lied a.d.Span.)
Der ZWEIFEL
ist ein guter Partner: er ist
das kluge Korrektiv von
Glaube und Ideologie.
Der Zweifler ist einer,
der sich den Glauben
nicht leicht macht.
Glaube braucht Zweifel,
sonst wird er unkritisch,
realitätsverzerrend,
rechthaberisch, manipulativ
und gefährlich.
(Heribert
Prantl: Alt.Amen.Anfang. S.78 u.80)
Ich
habe allen Respekt vor dem kategorischen Imperativ,
aber
man muß es damit auch nicht zu weit treiben.
(Goethe,
zit. Briefw. Croce/Vossler
S.326)
Man
kann mit einer einfachen WAHRHEIT
jahrzehntelang
vertraut sein, bevor sie einem
zum
ersten Mal in die Knochen fährt…..
Es
gibt keine Selbstfindung, keine Gewißheit
des eigenen Ichs, ohne das schmerzlich durch-
gekostete
Gefühl des Einsamseins..
(H.Hesse
: „Im Nebel“ )
Denn wo das Jenseits verschwindet,
leuchtet das Diesseits auf,
und es funkelt der Kosmos
und glänzt die Natur.
(Interpret. eines Gedichtes v. Chr. Lavant, P.v.Matt)
Mach´ es dir
zur Gewohnheit, die Gedanken
zu ordnen; das ist der einzige Weg zum Glück.
(Eug.Delacroix: Briefe u.Tagebücher, 1990, S.21)
Die
WAHRHEIT ist wie ÖL,
sie kommt immer an die Oberfläche.
(Alph.Daudet: Port-Tarascon, Insel 873, S.145)
Entweder suchst du hier die WAHRHEIT
,
hier im Innern,
Oder du folgst dem Augenschein –
und wer du bist,
Bleibt unbestimmt wie das Ensemblespiel der Sinne.
Nur was ich selber dachte, selber einsah, halt ich
fest
Wie lautet Regel Nummer Sieben?
Von dir wird bleiben nur,
was du einst
aufgeschrieben.
(D.Grünbein: Vom
Schnee,Suhrk.2003/1,S.18,19,69)
Nur ein Kolbe konnte
für einen andern
sterben:
Opfertod gegen
Schergen.
Mein Tod
gehört mir!
Eigentum
jeglicher Form
bleibt hinter
mir:
Familie, Bücher,
Fotos ….
Mein Sterben
wird mein
Einziges,
nur mir gehörig.
Mein
eigentliches,
letztes
Eigentum.
20.3.
Theologische Grammatik
mißbraucht den Indikativ!
Es ist ihr nur
erlaubt,
den Konjunktiv
zu nutzen:
die Form des
Möglichen
oder des nur
Gedachten!
Sie hat noch
den Optativ zur
Wahl.
Glaubendes
Wunschdenken
unerfüllter
Hoffnung.
Einen Amorist oder Erotist
gibt es nicht.
Wir müssen
die Form
der LIEBE selber finden.
20.3.
Der kleine Prinz
fegt täglich
auch die
erloschenen Vulkane
auf seinem
kleinen Stern.
Man kann nie
wissen!
Wieviel kleine Teufel
schlummern in
jeder Seele,
die
einen zünftigen
Exorzismus
nötig hätten?
Diese kleinen
Tics, Manien,
harmlosen Süchte, Besessenheiten …
Das Brevier der
Beschwörung
hat jeder selbst
zur Hand:
Seit Delphi
bekannt:
„Erkenne dich
selbst!“
20.3.
Bei welchem Amt
ist das Visum
für ein Jenseits
zu beantragen?
Paß-Kontrolle
an Schalter oder
Schlagbaum?
Welcher Spürhund
schnüffelt
am Agonie –
Schweiß?
„Öffnen Sie den
Koffer
Ihrer letzten
Reise!“
Zoll-Beamte sind
unbestechlich!
Im Seelen-Gepäck
liegen die Listen:
Ist - und Soll – Bestand:
schwarze und
rote Zahlen:
„Ihre Bilanz ist
unvollständig.
Sie sind ein
Versager:
Sie werden ohne
Visum
entsorgt.“
2.4.
Des Tages Sinken
hat seine
Poesie:
es weckt Oasen
dem Nomaden der
Liebe.
Zeit des
Übergangs
zwischen Licht
und Dunkel,
zwischen Hund
und Wolf.
Schwächer
strahlt
die Sonne des
Lebens:
es herbstet dem
Winter zu!
Scheuer Mond
wagt keinen
Trost.
Venus führt
funkelnden
Sternenstaub
übers Gewölbe
der Nacht.
Das Leben - ein
Traum.
2.4.
Recto oder verso:
die LICHT – Münze
nehmen wir
nicht in die
Hand.
Sie streichelt
unsere Augen:
freudiges
Kommen,
dankendes Gehen.
Morgen und
Abend:
dazwischen der
Tag:
Aton in Egitto,
Phaeton peitscht
die Rosse,
Jupiters Regentenfrist.
Auch Götter
müssen ruhen!
Zwischen –
Licht:
Hoffnung vor dem
Tag,
Wehmut vor der
Nacht.
Milde lächelt
der Mond –
Venus kommt und
geht:
sie schüttelt
das Kissen.
8.4.
Was die Leute
so alles
glauben:
credo ut intelligam
credo quia absurdum
credo in unum Deum
credo in Trinitatem.
Wie
man sich doch
seines
Seins vergewissern muß:
cogito ergo sum
dubito ergo sum
scribo ergo sum
spiro ergo sum.
Und
doch gilt für alle:
homo - humus
fama - fumus
finis - cinis.
R.
i. p.
8.4.
Wer
ist hier Jäger?
Wer
der Treiber?
In
welchem Auftrag
werde
ich gehetztes Wild
dem
Blattschuß
entgegen
getrieben?
Gemäßigt
erst
die
Beschwerden des Alters.
Der
Treiber TOD
läßt sich Zeit:
weder
Hase noch Reh
entweichen
seiner Hatz.
Den
Obolus für Charon
als
Bruch ins Maul.
Hallali.
9.4.
„Möge
dir die Erde leicht sein.“
Frommer
Wunsch nach Hinschied.
Und
was geschieht
mit
meiner Asche?
Sargholz vermodert -
doch
die Urnen-Keramik?
Auch
sie
wird
zerbröseln,
oder
als metallener Mini-Sarg
verrosten.
Gefäß
und Inhalt:
alles,
alles Sternenstaub.
wir
sind
universal!!
11.4.
Da
reden die einen
von
der ewigen Ruhe
und
meinen es ehrlich:
„Requiescat in pace!“
Da
reden die andern
von
einer seligen Schau
eines
alles beglückenden,
restlos
erfüllenden Gottes.
Na,
was denn nun,
meine
Herren Wahrheits-Besitzer,
postmortale
Zukunftskünder?
Totaliter
aliter!
Atemloses
Gelöschtsein
gegen
tätiges Schauen -
zeitlos
im stehenden Jetzt –
wenn
überhaupt …
11.4.
In
der Werkstatt:
“Verschleiß“
Ersatzteil
wurde eingebaut.
Abnutzung,
Verbrauch,
normaler
Alterungsprozess!
Was
heißt hier normal?
Ihr
Hüft – oder Knie – Gelenk:
Schmerzen?
Beschwerden?
Sie
brauchen ein neues!
Ein
Teil verrostet,
ein
anderer verstopft,
den
dritten holt der Abrieb!
Panta rhei! Heraklit:
auch
der Fluß ist nicht der gleiche,
in
den wir wieder steigen!
13.4.
Aus
der Heimat Böhmen
in
ein hessisches Dorf:
ethnische
Säuberung.
Vom
schützenden Bauernhof
ins
alte Fachwerkhaus,
mit
Handwagen ins Eigenheim.
Zwei
Jahre heiliges Köln,
Jahrzehnte
freie Reichsstadt:
vorletztes
Domizil.
Olympisches
Hin und Her
hat
kein Gewicht:
hier
ist´s Vergnügen.
Kisten
und Kasten
genug
getragen.
Zuletzt
trägt man - mich!
13.4.
Für
die letzte Reise
bieten
sich
die
Religionen als Agentur.
Herrliche
Prospekte
locken
zu Paradiesen,
auch
für Frühbucher.
Seeblick
auf Kinnereth,
vom
Balkon auf Panoramen:
auf
Hermon oder Sinai.
Vergnügliches
mit Huris,
täglicher
Frühsport um die Kaaba,
Mokka
zu Muezzins Ruf!
Eine
Suite in des Vaters Haus,
beseligender
Anblick des Herrn
bei
himmlischem Engelsang!
Koffer
schon gepackt?
14.4.
Wie
in London:
Männer
aus den Büros
treffen
sich zum Bier,
plaudern
und lachen auf.
Spannung
löst sich
von
der Mühsal des Tages:
Reinigung
vom Formalen:
es
wird menschlich.
Statt
in den Screen
schaut
man ein Gesicht;
statt
stummer Texte
ein
Laut aus einem Munde.
Man
trinkt sich zu,
man
hört sich zu:
Gelächter - eine
Explosion!
Ich
trinke mein Guinness -
und
schreibe - dies.
18.4.
An
jedem Abend
begraben
wir
den
vergangenen Tag.
Ich habe längst
die
Kindheit beerdigt,
Adoleszenz
und Jahre
beruflicher
Reifung.
Jedes
Erinnern
ist
jüngster Tag
einer
Auferstehung.
Nicht
als Gericht.
Als
erwecktes Leben
ziehen
die Bilder vorbei,
neu
ins Licht gerufen.
Sein - und
Gewesen-Sein.
30.4.
Kastanienbäume
rüsten
sich
zur
feierlichen Prozession.
Sattes
Maien-Grün
untermalt
die Würde
der
Blüten-Pyramiden.
Schon
der dritte Hund
vom
Frauchen
Gassi
geführt.
Kindergeschrei
zeugt
von
neuem Leben:
Zukunft!
Desgleichen
die
Kinderwagen-Parade
stolzer,
junger Mütter.
Die
Sonne lacht.
2.5.
Stell
dir vor,
du
seist eine Traube
am
Weinstock deiner Gegenwart.
Du
reifst
deiner
Lese entgegen:
Herbst
des Lebens!
Spätlese?
Auslese?
Trockenbeeren-Auslese?
Eiswein
frostigen Alters?
Kelter
der Agonie:
Rebensaft
zum Germen,
Polterabend
der Kellergeister!
Grad
Oechsle als Maß,
wie
du die Sonne der Liebe
in
deine Wahrheit gewandelt.
2.5.
Gibt
es denn Worte,
die
ihre Unschuld
noch
bewahren können?
Allein
den Dichtern
wäre
zu trauen,
die
Sprache als Geliebte
aufs
Brautbett zu legen!
Die
Journaille hurt
und
wälzt sich
auf
zerknülltem Lotterbett.
Das
unschuldigste Wort
wird
schamlos defloriert
in
respektloser Effekthascherei
in
Print und Talk.
Ehrfurcht
vor dem Wort
ist
Achtung vor dem Leben!
Wäge
seine Tiefe!
3.5.
Mit
welchem Recht,
ihr
Schreiberlinge, Preiser, Lobredner,
nennt
ihr Alexander „den Großen“?
Von
Macht-Libido getrieben –
Freud
vergaß diese Seite der Lust –
führte
er seine Mannen
in
vermeintlich heroischen Tod.
Die
Keilerei bei Issos:
arme
Gymnasiasten,
eitlen
Ruhm zu respektieren!
Herrliches
Persepolis
als
Banause zu zerstören,
ist
keines Ruhmes würdig!
Du
hättest Dareios einsperren,
gar
brutal den Feind töten können,
aber
Persepolis vernichten,
das
war kein Heldenstück.
Ich
verachte dich!
8.5.
War
schon Platon der eigentliche,
der
tiefsinnige Speliologe,
den
es je gab?
Aus
uteriner Höhle
im
Leibe der Mutter
unser
Hervorgang.
Aus
dem Ort ohne Licht
in
den Tag gezerrt,
enden
wir in alter Höhlung.
Die
Lockung in imaginärer Vorwegnahme,
in
Tiefen und Grotten
mutig
zu steigen.
Die
Kraft der Wassertropfen
in
stetem Wirken
Kalkstein
kunstvoll zu formen!
Hinab:
zu den Müttern!
8.5.
KREIS -
geometrische Figur –
Grenzlinie
unendlichen Vielecks
von
innen oder außen.
Symbol
der Vollkommenheit,
des
Unendlichen –
und
Statischen, der Ruhe.
LAUF - ständige Bewegung
unseres
Blutes:
Dank
dem tapferen Herzen!
Der
Mond um unsere Erde,
die
Erde und alle Planeten
ums
Zentralgestirn Sonne.
Hier
gibt es eine Mitte,
um
die sich alles dreht.
Wie
eitel: Mittelpunkt sein!
Doch
Bild aller Vergeblichkeit:
sich
im Kreise drehn,
ausweglos,
hoffnungslos.
Zentripetale
und –fugale Kräfte
halten
sich die Waage.
Wann
Absturz oder Ausweg?
14.5.
Wie
deutest du das All?
Gehst
du aufs Ganze?
Was
ist dein Referenz-System?
Römischer
Vatikan?
EKD,
Kant oder Buddha?
Welches
Axiom
am
Anfang aller Ableitungen?
Option
fondamentale,
herrschender
Gedanke,
dein
Credo!
Glaube
gegen Wissen,
Gewissen
gegen Autorität.
Sternenstaub
versus Astral-Leib.
Leibliche
Auferstehung nur
bei
Ur-Erb-Sünde negativ.
25.5.
Rotwangige
oder goldene Äpfel?
Zum
Pflücken oder Bücken?
Verführung
oder Reife?
Der
Poet hofft,
daß er dazu
noch
goldene Blätter trüge!
Da
träum ich
wie
Rückerts Bäumlein
von
gülden oder grünem Laub.
Wünsch
Worte mir
wie
glitzernd Glas,
wie
Diamanten gar.
Am
Ende sind es
spitze
Nadeln nur,
zum
Reis gefächert.
So
schab´ ich weiter
mit
der Feder die Rinde,
daß Harz zum Bernstein gerinne.
25.5.
Nomen
est Omen?
Adam
benennt:
ein
Akt der Herrschaft!
Eltern
schenken
ihren
Kindern
den
Namen fürs Leben!
Bisweilen
sogar zwei:
den
Ahn oder Paten
zu
ehren.
Gestalten
der Bibel,
Heilige
der Tradition
werden
künftig zum Patron.
Manche
entfliehen
dem
Wort- und Ich-Kerker:
sie
wählen ein Pseudo-nym!
26.5.
In
Yazd auf dem Hügel
den
Geiern zum Fraß!
vom
Schiff über Bord,
den
Fischen ein Schmaus.
Asche
vom Scheiterhaufen
in
alle Winde verweht.
Johanna
von Orleans
und
Jan Hus lassen grüßen!
Leben
aus dem Meere -
kippt
die Urne vom Deck:
die
Brösel zum Plankton:
der
Kreislauf perfekt.
Von
Kannibalen am Feuer
oder
Würmern im Sarge gefressen:
aus
dem Dunkel des Alls
in
Sternenstaub der ewigen Nacht.
26.5.
Irgendwann
gab dir
jemand
den Namen.
Überall
,
in
deutscher Sprache,
bist
du als Frucht bekannt.
„Schön
blühn die Heckenrosen …“
zu
Küssen und Kosen …
Mußt den Ruhm
der
edlen Rose nicht neiden:
erfreust
als Hecke im Hag.
Im
Herbste leuchten
deine
roten Butten:
gekrönte
Tönnchen.
Mühsam
das Mark zu höhlen;
drum
rächst du dich:
dem
Gallier als Gratte-cul.
30.5.
Lux,
Lumen, Fulgur -
von
der Kerze zum Blitz!
Antike
Lämpchen:
Docht
zieht Öl der Olive
zu
kleiner Flamme.
Riechst
du den Duft
vom
Wachs der Bienen?
Blick
zum Himmel
der
flimmernden Sterne:
Supernova?
Eine Schnuppe?
Kerze
der Osternacht –
unerfülltes
Versprechen.
Aufklärung,
Erhellung:
enlightenment der
Philosophen -
auch
nur ein Glühwürmchen?
30.5.
Die
Armee der Lyriker:
Speerspitze
oder Tross?
Vor
- oder Nach-hut?
Natur
oder Gedanken,
Seele
oder Leib,
Gefühl
oder Analyse?
Wer
bestimmt die Qualität
papierener
Ergüsse?
Reim?
Rhythmus? Zeilenbruch?
Was
ist Literatur?
Lesenswerte
Botschaft?
Wofür
kostbare Lebens-Zeit
nutzen
oder geuden?
Jahrbuch
der Lyrik 2013:
welch
ein Geseire!
Wo
ein Körnchen in der Spreu?
30.5.
Weit
und breit
weder
Auto noch Mensch:
die
Ampel auf ROT.
Ich
mißachte
den
leeren Befehl.
Im
Weitergehen
aus
einem Vorgarten
eine
vorwitzige Rosenblüte.
Ich
schnuppere
und
genieße den Duft.
Mein
Verhalten im Frage-Katalog
eines
forschenden Psychologen
zu
meinem Charakter-Profil:
Überqueren
Sie bei ROT?
Schnuppern
Sie an Rosenblüten?
JAAAAA!!!
2.6.
Vor
50 Millionen Jahren
gigantischer
Geysir
von
Dampf und Brocken.
Heiße
Lava zum Schlot,
Grundwasser
kocht -
wohin?:
durch
die Kruste von Gestein.
Ein
Maar entsteht,
im
Teich regt sich Leben,
Algenteppich
deckt die Fläche.
Urwesen
sinken in die Tiefe:
birgt
Fische, Krokodile, Säuger;
Urpferdchen
feiert Premiere.
Paläontologen
spalten den Schiefer,
Wasser
dunstet, Öl verschwelt.
Kostbare
Funde in der Konserve.
Darwin
läßt grüßen.
Wir
ehren ein Erbe.
2.6.
Vivos voco
fulgura frango
mortuos plango.
Antonius läutet,
ruft
zur Andacht,
Samstag-Abend.
Die
Glocken rufen uns
zur
Ja-Wort-Zeremonie,
zu
manchem Chorgesang.
Sie
riefen zu Taufen,
zu
Firmung und Festen:
sakramentale
Gesten!
Tönende
Signale zum Sammeln:
Trompete
und Trommel
für
Heer und Tross.
Völker -
höret die Signale …
O
Freunde - nicht diese Töne …
Liebe
Flöte! Liebe Schalmei!
2.6.
Fremdling
oder Landstreicher?
Vagabund
oder Streuner?
Wanderer
zwischen den Welten?
Pilger
des Absoluten?
Heimatlos!
Wo
seßhaft werden?
Wo
ein Flecken der Unschuld?
Fried-Hof,
Friede-Wald:
über
allen Gipfeln …
…
und des Treibens müde…
Alle
Herbergen bieten
den
Stall, die Streu;
nur
der Fuchs hat seine Höhle.
Wir
sitzen auf Everest,
Kilimandscharo,
Hekla, Vesuv …
Als
Astronaut
zum
Stern des kleinen Prinzen:
ich
küsse die Rose ..
4.6.
Da
hat die Mutter
nach
Monden guter Hoffnung
endlich
zu beider Glück
ein
neues Wesen in Wehen
zur
Welt gepreßt.
Mit
dem Rucksack der Gene
sind
Grundstück und Bauplan
im
Kataster amtlich.
Eltern
und Schule
werkeln
den Aushub.
Erst
bist du Maurer,
dann
Polier.
Erstaunlich:
viel
später erst
dein
eigener Architekt.
Du
atmest Freiheit
und
Grenzen des Möglichen.
Im
Verrauschen des Richtfestes
wartet
die Abriß-Birne:
die
Halde ist zwei Meter tief.
6.6.
Worte
sind
nackte
Knochen.
Ich
füge sie
zu klapperndem Gerippe.
Vielleicht
gelingt es,
sie
zu beleben
mit
dem Fleisch der Poesie.
Vielleicht
fühlst du
den
Puls in den Adern,
wenn
mein Herz schlägt.
Im
Blute fließen
viele
Gedanken.
Lohnt
es,
sie
auf die Reise
zu
schicken?
12.6.
Dank
an Frau Rowling:
sie
hat Gott
einen
Vornamen gegeben:
Harry!
Der
universale Schöpfer
ist
ein Potter, ein Töpfer!
Aus
Schlamm und Lehm,
aus
Ton und Erde
schafft
er dies und jenes:
sogar
den Menschen
nach
seinem Bild!!
Auch
wenn seine Fluten
sündige
Menschen nichten –
seinerzeit
in 40 Tagen –
und
Noahs Arche rettet:
Heute
sind es unsere Flüsse,
deren
Wasser Deiche brechen:
nur
noch Erb-sündige
um
Hab und Gut bringen.
14.6.
Fische
spielen
keine
Flöte.
Hören
sie rauschen
des
Meeres
und
er Liebe Wellen?
Aus
ihren Kiefern
schenkten
sie uns
in
Äonen der Wandlung
Hammer
und Amboß im Ohr.
Ihr
Stummsein
wird
unser Hören!
Schau
auf zum Sternenhimmel
mit
dankbarem Blick!
Kaviar,
Lachs und Sushi:
LEBEN aus dem Meer.
14.6.
Im
Leib der Mutter
bin
ich gewachsen
wie
die Perle in der Auster.
O Mensch
-
eine
Muschel
im
Meer des Lebens.
Vom
Plankton Wissen genährt,
bildest
du
deine
Perlen der Weisheit.
Irgendwann
fädelst
du die Kette.
Was
soll dieser Schmuck?
Wer
spielt die Musik
auf
dem Ball der Eitelkeit?
Bitte
ein Dutzend „Royales“
und
eine Flasche
„Sèvres et Maine“ sur lie.
14.6.
Ein
Gedicht,
das
kein Geheimnis
als
versteckten Mehrwert
in
sich trägt,
ist
eine Platitüde!
Man
muß
das
Fließen des Blutes,
das
Wehen des Seelensturmes
hautnah
fühlen!
Es
ist lebendiger Geist,
der
sich in Sprache,
in
der Wortfolge inkarniert.
Es
ist ein leidend
oder
freudig Herz,
das
Pein oder Jubel
in
die Welt schreit!
17.6.
In
der Wüste des Lebens
graben
wir
unsere
Zisterne.
Die
Wege
von
Oase zu Oase
sind
weit.
Im
Tiefgrund
der
dürstenden Seele
fließen
die
Wasser der Liebe
und
Tränen des Leids.
Stillender
oder
lösender Tropfen -
gleichviel.
Atemhauch
und Herzschlag
als
Förderwerk
ans
Licht des Tages:
…diesen
Kuß der ganzen Welt…
als
kleine Wasser-Musik.
17.6.
Arme
Geier von Yazd:
man
bringt euch
keine
Leichen mehr
auf
den Berg.
Arme
Geier der Estremadura:
die
EU verbietet,
daß euch die Bauern
verendetes
Vieh servieren.
Würmer
und Mikroben
zerlegen
uns im Erdreich
ins
letzte Molekül.
Glückliche
Fische:
euch
läßt man
unsere
Toten in die Tiefe.
Der
Kreis schließt sich:
Leben
aus dem Meer
vor
Urzeiten.
30.6.
Da
joggen die einen,
die
andern gehn an Stöcken:
nordic walking.
Wandern
ist nicht nur
des
Müllers Lust.
Laufband
im „Mucki-Tempel“
soll
für fitness sorgen.
Das
Netz der Radwege
ist
übers Land gebreitet:
man
strampelt
und
schaltet sein E-Bike.
Der
liebe Hund,
der
Gassi muß,
bewegt
den inneren!
Westendstraße
zum Pub:
Guinness
ist Grund genug,
mich
zu bewegen.
30.6.
Amulett
oder Talisman,
Kaurimuschel
oder Anch,
Udjad-Auge oder
Kreuz,
Zahn
des Löwen, Federschmuck,
Bemalung
der Haut:
Symbole
der Beschwörung,
archetypische
Magie:
Segen
oder Fluch
vom
Schicksal zu erzwingen.
Verbale
Formeln,
Gebete
als Selbstgespräch,
Kulte
vermeintlicher Götter
von
Schamanen und Priestern,
Druiden
und Skalden
den
Völkern zu Trost und Trank:
die
Seele dürstet!!
30.6.
Hätte
ich nur
früh
gelernt,
ein
solches zu führen!
Die
Hälfte des Lebens
vergeuden
wir
als
Tagediebe!
Soll
und Haben:
welch
eine Bilanz
am
Ende der Tage!?
Jeder
Tag hat 24 Stunden.
Den
nötigen Schlaf
schreiben
wir gut.
Dank
und Scham
für
schwarze und rote Zahlen.
Kommt
ein Revisor?
30.6.
Die
Weigelie hat bescheiden
dem
strahlend weißen Jasmin
die
Schau gelassen.
Die
kleine Cistrose
dient
ihm als Tambourette.
Schon
pickt die Amsel
die
Früchte der Felsenbirne.
Üppig
schiebt sich
Forsythie
in den Rasen.
Dreigestirn
von Schneeball,
koreanische
Tanne und Buche
füllten
den Raum.
Hortensie
und Balsamine
erwarten
ihren Auftritt.
Topinambur
wuchert wild
in
vegetativer Knollenkraft.
Großblütige
Glockenblume
verstummt
ehrfurchtsvoll
vor
dem stolzen Bauern.
30.6.
Wir
müssen -
wenn schon kein Halt -
dem
Fließen der Zeit
eine
Ordnung geben!
Mit
dem Urknall
beginnt
kosmische Zeit.
Mit
dem Leben des Homo
Kenntnis
astronomischer Zeit:
Drehung
von Planeten um Sonnen,
die
Erde um sich selbst.
Biologische
Rhythmen der Hormone,
hypophysär gesteuert:
circadian
in Wachen und Schlaf,
der
Cyclus des Weibes.
Erlebniszeit
der Seele:
im
Kinde weit gedehnt,
im
Greise beschleunigt.
Reflektierender
Kultur-Geist
kehrt
von Äonen zu Epochen:
Geschichte
aller Wissenschaften.
30.6
Ich
wühle mich
durch
irdisches Erdreich
nach
geistiger Nahrung.
Ich
grabe Gänge
in
manche Richtung
von
Wissenschaften.
Die
braunen Hügel
sind
gehäufte Wortkörner
im
Stapel der Schrift.
Die
Grabschaufel Ratio
wird
müde,
der
Spürsinn erlahmt.
Nur
im Schnüffeln von Aromen
ist
noch Wonne des Alters.
Gelinde
Exstase sei gegönnt!
2.7.
Wo
kommst du her? -
Aus
tiefem Dunkel.
Wo
gehst du hin?
Ich
weiß es nicht.
Es
ist doch Tag!
Die
Sonne ist schwarz.
Was
sagt der Mond?
Er
schweigt wie das All.
Es
gibt doch Sterne!
Auch
sie verlöschen.
Und
am Ende?
Finsterste
Nacht:
der
Abstieg noch dunkler
in
tiefsten Grund!
22.8.
(in
der Nacht nach Klinik von 3 Wochen)
Da
stieg die Wally
in
die Wand
zu
ihren Geiern,
aus
dem Felsenspalt
die
edle Blume
zu
finden.
Hinauf
zum Adlerhorst;
komm , großer Vogel:
statt
des Briefleins
in
den Schnabel das edle Reis.
Nun
flieg nach Nord´-
du
weißt schon …
Der
Klosterjäger
läßt die Büchse ungeladen
und
zecht in der Martinsklause
mit
dem Jäger von Fall.
22.8.
Verkünder
froher Botschaft,
Versprecher
künftigen Heils:
die
großen Vier.
Kostbare
Codices - beweihräuchert -
dem
Kirchenvolk im Dome
feierlich
verlesen.
Im
demokratischen Wahlkampf
die
Kandidaten der Parteien:
das
Heil dem Volke
in
100 Tagen zugesagt!
Welche
Lüge und Anmaßung!
Und
beide vollmundigen Künder
genießen
willfährige Diener:
die
einen als Bodenpersonal
eines
Erlösers und liebenden Gottes,
die
andern als Journalisten,
als
ihre Transmitter
weltlicher
Ideologie und Prophetie.
1.9.
Du
steigst ins Auto:
kein
Gedanke an Crash-frontal:
der
steht nur in „BILD“.
ICE-Entgleisung
und Folgen
präsentiert
„HEUTE“ im Tievie.
Das
Flugzeug sei noch –
wie
Passagierzahlen sagen –
das
sicherste Verkehrsmittel.
Schrecklicher
Gedanke:
Sauerstoff-Zufuhr
defekt!
Langsam
steigert sich
bei
dir die Atemnot:
Erstickung
droht!
Du
siehst die andern Menschen:
deren
Japsen, Stöhnen, Schreien …
Die
ersten sinken erstickt
in
sich zusammen.
Du
bist voll Vertrauen
in
den Silber-Vogel gestiegen!
1.9.
Der
große Saal
im
Museum der Natur
gebietet
Ehrfurcht in London –
zumindest
beim „Goethit“.
Runde
Steine,
von
Wassern geschliffen,
schmiegen
sich in die Hand.
Aus
hartem Fels
in
langer Zeit gerundet,
werden
sie -
später noch Sand -
zum
Mahnmal der Vergänglichkeit.
Es
bleibt Materie:
Kalk,
Gneis, Glimmer, Granit ..
selbst
als Meteorit vom Mars.
Pyramiden
für die Ewigkeit,
Statuen
aus hartem Gestein.
Auch
sie verwittern wie der Tuff
aus
Vulkanen der Tiefe.
12.9.
Himmelsgebild –
wie gleichst du
dem Leben!
Im Mittags-Azur
die erste weiße
Flocke.
Auch du wurdest
im
Muttergewölbe!
Und wie
sich´s nun ballt:
Cumulus in vielen
Formen.
Und wie
der Geistwind
über den Globus
dich jagt!
Und wie
Gewitterwände dräuen:
der krachende
Blitz zum Tode!
War´s Wotan,
Zeus oder Baal?
Gar Jahwe
trinitarisch
und dir
persönlich??
12.9.
Augenblicke von Seligkeit
zum Festhalten
für die Ewigkeit.
Sie reihen sich
als Goldfäden
im Teppich
deines Lebens.
Der Webstuhl
Alltag
schafft mit dem Schuß
das bunte Geweb.
Nun fliege
auf deinem
Gobelin
ins Traumland
Erinnerung.
Der Goldfaden
ist der
Leitfaden!:
folge ihm!!!
12.9.
Was sagen uns
„Modernen“
noch Amulett und
Talisman?
Die Formen des
Mythischen
ändern sich
irrational:
Armbändchen, Tattoo,
Piercing, Kettchen …..
Wohin ist die
Freude
beim Anblick
eines Marienkäfers,
eines Schornsteinfegers?
Glück für den
Tag
sollte der
schwarze Mann bringen!
Und das
vierblättrige Kleeblatt,
der Zopf aus
Grashalmen!!
Was hat das
Hufeisen
mit dem
Pferdefuß zu tun?
All die
Versuche,
das Geheimnis
des Lebens
in Formen zu
bannen –
und sei es eine Reliquie!
13.9.
Weshalb nur
klagen?
Zettel in die
Ritzen stecken
mit Nicken und
Bitten,
die Kriegsgott
Jahwe
gnädig erfüllen
möge!?
Mauern als
Gedenktafeln
mit hunderten
Namen
gefallener
Soldaten
in unsinnigen
Kriegen!?
Plädoyer für die
Glücks-Mauer,
wo wir Daten
ritzen
seliger
Augenblicke im Leben,
eben
Glücks-Momente!
Die -
ach - so schnell vorüber,
auch wenn die
Zeiger
so lange stille
standen!
14.9.
Nimm wahr!
Öffne die Augen!
Sieh, was vor
die liegt!
Die WAHR-heit der SINNE:
zieh die
Jalousien hoch,
die vor den
Fenstern der Seele
den Blick
verstellen.
Rieche den Duft
der Rose,
das Heu, ein
Parfüm!
Schmecke die
köstliche Frucht,
die würzige
Speise, den Wein!
Höre die
Sphärenmusik,
Klänge von Seele
zu Seele,
ein Rausch der
Gefühle!
Nimm wahr!
17.9.
Der Mensch sieht
hinter allen
Dingen,
die er nicht
versteht oder durchschaut
ein Geheimnis,
gar Götter!
Sei es die ganze
„Schöpfung“,
sogar er selbst
(angehauchter
Erdenkloß!)
oder Wotan,
Zeus, Baal, Jahwe,
die den Blitz
schleudern!
Nach der Pforte
des Todes
werden Himmel
und Hölle
als Reich und
Herrsch-Raum
vom lieben Gott
und bösen Satan
lohnend oder
strafend bewohnt.
Nirwana als
glücklicher Ausweg?
Der Traum einer
Wiedergeburt
auf dem Weg zur
Vollendung?
Es bleibt die
dunkle Nacht.
18.9.
Wann
ist ein Leben
gelungen?
Wann
ist es
vollkommen?
Wie
ist es
vollendet?
Wann
ist der Acker
wohlbestellt?
Wann
stehen Hymnen im
Nachruf?
Was
besteht vor dem
letzten Gericht?
Wieviel
Wiedergeburten
zum Nirwana?
21.9.
Wunden im Herzen
sind wie
Ackerfurchen:
in die gerissene
Scholle
streut der
Dichter
seine
Wort-Samen.
Sie keimen und
sprossen
zur zarten
Pflanze,
zum lösenden
Gedicht.
Befreiende
Schöpfung
in willfähriger
Sprache.
Nun läßt sie die Sichel rauschen!
binde Halme zur
Garbe
und mahle das
Korn:
Brot der Poesie!
23.9.
Nimm das Atom:
es dient zum
Strom
oder zerstört
als Bombe.
Nimm das WORT :
es streichelt
die Seele
oder verletzt
und tötet.
Es ist Wohlklang
aus einem Munde
oder es spuckt
Gift und Galle.
Es reimt im
Gedicht,
es formt die
Träume
und dient der
Phantasie.
Es spricht die
Wahrheit
oder flüstert
die Lüge.
Ein großes
Geheimnis!
23.9.
Eine
Sonnenfinsternis
muß für die Alten
ein
erschreckendes Menetekel
für Zeiten
gewesen sein.
Quoniam Deus Lux est!
Und dann ist ER
weg:
Gott ist tot!!
Aton, Sol,Helios … die Ewigen
sind plötzlich
sterblich!
Hoffnung keimt
am Rande:
nur ein
Minuten-Tod
bis zur
Belebung.
Erwacht und
Leben spendend
erfüllen sie
ihre Pflicht:
Phaeton peitscht
die Rosse,
der Wagen rollt.
Astronomen
enthüllen den Mythos:
es war nur ein
Streich
Lunas und Endymions!
23.9.
Hast du
den Zweiten
deiner Eltern
in die Grube
gelegt,
so bist du als
Ganzer
vom Baum des
Lebens amputiert.
Die aufkeimende
Erinnerung -
immer öfter sich
wiederholend –
wird dein
Phantom-Schmerz.
Hilflos am
Sterbebett,
der Gang zum
Grabe
in traumhafter
Trance.
Erst im Aufruf
vergangener Tage
wird alles Versäumen
in Wehmut bewußt.
Du hast zu wenig
geliebt und
gedankt
für alle Opfer
und Mühen.
Nun ertrage den
Schmerz!!
23.9.
Fressen und
gefressen werden:
die Freß-Kaskade
vom kleinsten
Plankton
bis zum letzten
Hai.
Dieser Fisch
ohne Feinde
ist der Sieger
im Kampf
ums Überleben.
Er verendet und
wird Aas:
anderem Getier
noch zum Fraß!
Der Mensch - auch
er -
hat seine Feinde
zum Tode:
grausamerweise den Artgenossen
in kriegerischen
Massen
mit mörderischen
Waffen.
Nur der Katholik
noch Kannibale:
„Das IST
mein LEIB !“
als geglaubtes
Mahl
zum Überleben in
Ewigkeit!
24.9.
Unser
vergangenes Leben
liegt
hinter einer
großen Mauer.
Nicht so real
wie die
chinesische, israelische
oder Berliner
zum Sperren.
Die unsrige
trennt -
ohne
Schwert-Engel -
von einem großen
Garten.
Wir schlüpfen zu
Zeiten
durch manche
Bresche
und flanieren
zwischen Rabatten.
Erinnerungen
blühen auf:
Disteln, Nesseln
und Rosen.
Ihr Duft
begleitet den Rückweg.
25.9.
Das Freud´sche ES:
die eigene
Tiefe!
Die Reflexion im
Tauchanzug
mit
Atemgerät RATIO.
Vom Boot des
Tages
am Seil in die
Nacht.
Was bringt
freies Denkspiel
vom Seelengrund
nach oben?
Das Wissen der
Welt
bleibt im Regal
als Lexikon.
Der Schauder vor
dem NICHTS:
Altar und Kanzel
leer!
Unio mystica in Stille,
im großen
Schweigen!
25.9.
Alle Vielwisserei
ist nur
Geplätscher.
Auf wesentliche
Fragen
haben nur
Schwätzer
und Apostel eine
Antwort.
Es fällt schwer,
zugeben zu
müssen,
daß wir nicht
wissen.
Laß eitle
Wahrheits-Besitzer
ihren Sermon
predigen:
ihnen glaube wer
will.
Die Wahrheit des
Herzens zählt,
in Nächten
erlitten,
im großen
Schweigen!
25.9.
Dein Fahrplan
ist längst
gedruckt:
Abfahrt 7.August
1935
im Sternzeichen
Löwe.
Bereitstellung
auf Gleis „Liebe“
9 Monate zuvor.
Du fährst
auf deinem
Geleise,
auf dem
Schienen-Netz „Welt“
mit vielen
Weichen:
Menschen, die
dich prägen,
werfen den
Hebel!
Auch
am kleinen Bahn-Halt
steigen
Freunde zu.
Fahrdienstleiter
der Intensiv-Station
heben
die grüne Kelle:
du
darfst noch weiterfahren!
Die
Zeit der Ankunft
am
letzten Prellbock - ungewiß…
27.9.
Die
Kammer der Zofe
neben
gräflichem Alkoven.
Die
Herzkammer,
sie
pumpt sich mühsam
durch
Tag und Nacht.
Aus
dieser Vorratskammer
fließt
Blut zum Leben!
In
der Schatzkammer
lagern
in Brokat und Samt
Juwelen
glücklicher Tage.
Kammerherren
tun bedeutsam
in
Robe und Talar im Amt.
Im
Reichskammer-Gericht wird
am
Ende des Jüngsten Tages
das
letzte Urteil verkündet.
28.9.
Die
Christenheit erwartet
vom
neuen Papst Franziskus
ein
kräftiges Wehen des Geistes.
Mistral
als kalter Nord,
Etesien
im warmen Süden,
Passatwinde,
das
Schiff Petri zu treiben.
Den
Ozean Welt zu befahren
genügt
kein Steuermann allein:
Matrosen
in die Rahen:
setzt
die Takelage!
Werft
endlich Ballast von Bord!
Die
Passagiere werden freudiger
die
Fahrt genießen.
Feuert
den Klabautermann!
29.9.
Schöpfungsmythen
sind
wie Flaschenpost:
vor
5000 Jahren
ins
Meer der Zeit geworfen,
an
den Strand des Heute gespült.
Was
sagen sie uns?
Was
wissen wir heute,
was vor dem Urknall war?
Soll
noch ein Gott walten,
schaffen
und erhalten?
Hinter
jedem Rätsel der Welt
muß doch ein Gott stecken,
wenn
nicht gar ein Teufel!
Divinisieren, Dämonisieren:
Geheimnis
muß doch ein Ursach´ haben!
Mehr LICHT
zur Erhellung,
zu
Aufklärung und Enlightenment!
29.9
Was
erzählt
die
Raupe der Puppe?
Das
Ei ist stumm.
Ich
mußte mühsam kriechen
und
fressen, fressen, fressen …
ganze
Bäume haben wir
gierig
kahl gefressen.
Zum
Bersten gesattet
der
innere Befehl:
bau´
die braune Hülle,
verdaue
und forme!
Der
große Augenblick:
das
Werk ist vollendet:
der
Schmetterling erwacht,
entfaltet
die Flügel der FREIHEIT!
29.9.
Man
will wissen,
wer
du bist,
ob
du es überhaupt bist.
Unverwechselbar
sollst
du sein
für
alle Zeiten!
Ohrläppchen,
Iris,
Fingerbeere,
Venenprofil,
Unterschrift -
fälschungssicher?
Kriminologen
sind Meister
noch
aus einer Schuppe
dein
genetisches Muster zu finden!
Es
fehlt der Hirn-Detektor
zum
Abruf intimster Daten.
Wer
schützt vor dem Hacker?
30.9.
Aus
dem dunklen Hafen
im
Mutterleib,
vom
Ufer
aus
Millionen Jahren Evolution:
stechen
wir
mit
der Geburt in See.
Den
Ziel-Hafen
zeigt
der TOD
nach
stürmischer Fahrt
übers
Lebens-Meer.
Rückkehr
in Sternenstaub
(Memento homine, quia pulvis es ..):
Aschermittwoch
ist täglich!!!
Vor
Lampedusa ins Nichts
oder
Rettung in Auferstehung.
6.10
Nackt
geboren.
Der
Tote wird bekleidet,
wenn
die Totenfrau
den
Leichnam gewaschen.
Des
Kaisers neue Kleider
bewundert
die Menge:
das
Kind spricht wahr!
Wir
kleiden
die
Nacktheit der Existenz
mit
weltlicher Habe,
die
der Poverello verachtet.
Wir
rühmen uns
in
Ansehen und Rolle
in
zeitnaher Umgebung.
Inter
faeces et urinas nascimur!
6.10
Der
Imperativ an jeden:
„Erkenne
dich selbst“!
PYTHIA`s Orakel schweigt,
nicht
Esoteriker und Lebenshelfer.
PHILOSOPHEN erkühnen sich,
den
gesunden Menschenverstand
seit Aristoteles` Zeiten zu vertreten.
THEOLOGEN verkünden
vermeintlich
göttliche Offenbarungen
mit
absolutem Wahrheits-Anspruch.
Armes ICH :
Existenz-Analyse
mußt du selber
leisten!!
Die
Antwort auf alle Fragen
liegt
in dir!
6.10.
Das
Leben
schreibt
nicht mit Kreide.
Schiefertafel
und Schwamm,
harter
Griffel zum Krakeln.
Die
grüne oder schwarze Tafel
im
Klassenzimmer.
An
sie gerufen zu werden,
beschleunigte
den Puls:
„Rapprich,
schreib die Zahlen an!“
Sich
keine Blöße geben
vor
der ganzen Klasse!
Auf
der Seelen-Tafel eingeritzt
ein
ganzes Leben gegriffelt:
kein „Schwamm drüber“,
kein
Iota gelöscht.
11.10.
Nun
liegen
die
braunen Kugeln
wieder
im nassen Laub.
Daneben
die
leere Hülle,
die
stachelige Schale.
Wie
lockt der Glanz,
die
kuschelige Frucht
in
die Hand zu schmiegen!
Feierlicher
Lichterputz
vor
einigen Monaten
erinnert
an eigenen Lenz!
Nun
die Ernte:
die
Miniermotte in mir
vollendet
ihr Freßwerk.
15.10.
Noch
wedelt
er mit dem Schwanz.
Noch
nur
ein leises Knurren.
Noch
sitze
ich im Vorzimmer.
Noch
läßt Persephone
nicht bitten.
Thanatos
ist
sehr beschäftigt:
homo
homini lupus!:
man
bringt sich um.
Wartezimmer-Lektüre
für
altersschwache Augen.
Vergiß nicht den
Knochen
für
den wachsamen Hund.
16.10.
Man
hat dich -
urkundlich
beglaubigt -
in
die Welt gesetzt.
Keiner
hat
dich gefragt:
der existentielle Oktroi!
Nun
lebst du
als
zoon politikon
und
animal sociale:
mit
allen Freiheiten
und
gesetzlichen Fesseln:
die
Kunst zu überleben!
Sieh
zu,
wie
du zurecht kommst!
Der TOD
schließt deine Akte!
17.10.
Dein
genetischer Code
ist
die Gußform,
in
welche dich die Eltern
im
Zuge der Evolution
gegossen
haben.
Sie
war nur in Gips.
Zur
kostbaren Bronze
mußt du
in
geschichtlichen Koordinaten
dich
selber schmelzen.
Erwarte
nicht,
hoch
zu Roß
irgendwo
als Denkmal
der
Welt zu posieren!
Erwarte
nicht,
den
Nobelpreis zu erhalten
oder
im „Who – is –who“ zu stehen.
Das
Buch des Lebens
ist
in der Amalia verbrannt.
Sei
mit der Asche zufrieden!
17.10.
Die
Hybris
des
theologischen Bodenpersonals,
göttliche
Weisheit und Liebe
als
absolute Wahrheit
authentisch
zu verkünden!
Das
Jerusalemer Establishment
begründet
das Todes-Urteil:
„Er
hat sich selbst zum Gott gemacht.“
Traductore Traditore!!
Übersetzer
von Botschaften,
Vermittler
von Einsichten
können
der Falle nicht entrinnen,
Verräter
und Verzerrer
des
Originals zu werden!
Das
gilt für die Poesie,
im
Gedicht und für - Gott!
18.10.
Wenn
das Fest des Lebens
vorüber
ist,
werden
die Stühle hochgestellt,
verkehrt
auf die Tische,
die
angetrockneten Lachen
verschütteten
Weins zu wischen.
Nach
Tanz, Schmaus und Rausch
die
Kater-Stimmung.
War
es wirklich ein Fest?
Das
Befinden läßt zweifeln.
Jeder
gelebte Tag
ist
Fest und Kehraus,
ist
Aschermittwoch!
Begreife
die Comédie humaine
und
werde wesentlich!
Sei!
20.10.
Sage
mir,
wo
du den Nullpunkt
deines
inneren Koordinatensystems
festgemacht
hast -
und
ich sage dir,
wer
du bist!
Glaube
und Ideologie,
jeder -ismus,
werden
zum Manifest,
zum GPS
der Identität.
Als
ein Exemplar
der
Species „ Homo sapiens“ –
zur Zeit sind es 7 Milliarden -
bist
du eine Null
im
globalen Ameisenhaufen.
Dein
Nullpunkt ist konditioniert:
geschichtliche
und soziale Koordinaten.
20.10.
Der
Stein meines Lebens
rollt
immer schneller
vom
Fest-Berg herab.
Nur
wenige Meter
schiebe
ich ihn
wieder
hinan.
Reale
und optionale Buchungen
werden
storniert.
Der
Aktionsradius wird kürzer,
der
Lebenskreis kleiner.
Das
irdische Jammertal -
im
Kirchenlied besungen -
als
„versaute Welt“ paulinisch bestätigt.
„Was
soll all der Schmerz und Lust,
süßer
Friede,komm ….“
Letzter
frommer Wunsch:
R.i.p!
20.10.
Jeder
Glaubende
macht
es sich
am
Lagerfeuer seiner Behaustheit
recht
bequem!
Unter
dogmatischer Kuppel
läßt sich sicher
leben!
Aber
es ist ein Kartenhaus:
zieh`
die Karte des Zweifels,
und
alles stürzt zusammen!
Die
Zungen zu Pfingsten
zucken
nur,
die
Verwalter der Gnaden
steuern
Lösch-Fahrzeuge.
Man
schnürt sich ein Korsett
zum
aufrechten Gang.
Frische
Luft der FREIHEIT,
der
„docta ignorantia“.
20.10.
Die
Hierarchie in der Rechtsprechung
vom
kleinen Amtsgericht
bis
zum europäischen Hof
lassen
doch innerweltlich
an
der Gerechtigkeit zweifeln.
Winkel-Advokaten
führen
im Instanzenweg
durch
dichtes Gestrüpp
von
Verordnungen und Gesetzen.
So
bleibt glaubend die Hoffnung,
im
letzten Tribunal
ohne
Möglichkeit der Berufung
einen
unbestechlichen Richter
ohne
Schöffen über sich zu haben.
„Quid sum miser tum dicturus
cum vix justus
sit securus?“
On
verra - ou non!
21.10.
Deine äußere
Gestalt
gleicht der
vollen hölzernen
russischen Puppe.
Du bist noch
nackt,
kannst anziehen,
was du willst:
Konfektion oder
maßgeschneidert!
Dann lupfen wir
den Oberkörper.
Sieh da - eine
neue Puppe.
Was stellt sie
dar?
Nur eine neue
Rolle,
die du auf der
Lebens-Bühne
vor welchem
Publikum spielst?
Und noch ein
Püppchen,
und noch eins …
Das letzte
endlich
ist dein
tiefstes Selbst.
22.10.
Einige Tiere
verkriechen sich
in ihre Höhlen.
Sie fressen für
kalte Zeiten
ihre
Speckschicht an
oder knabbern
dann am Vorrat.
Der Baum
gegenüber erfreute im Frühling
mit frischem
Grün;
kahles Astwerk
belebte sich.
Neulich ein
gelber Fleck
in grüner Fülle.
Dann noch einer,
noch einer …
Das ganze Kleid
im satten Gelb!
Welche
Verschwendung!
Herbstlaub als
Schlaf-Teppich.
Goldener oder
immergrüner Traum.
23.10
Pilger des
Absoluten?
Wanderer
zwischen den Welten?
Ich trage
keine
Sträflings-Kleidung:
die Tür ist
offen.
Gefangen in den
Koordinaten
geschichtlicher
Zeit und GPS:
Planet Erde,
Europa, Ffm …
Der Weg in
die FREIHEIT
ist steil und steinig!
Die einen
singen:“zur Sonne…“
Auch die geht
unter,
und dann ist
Nacht.
LEBEN: die
Wegstrecke
von einem Dunkel
ins andere.
3.11.
Das erste Erbe
sei eine Sünde!
Welch ein
Unsinn!
Nur ein
Tauf-Ritus
sei imstande,
sie zu tilgen,
um ewiges Heil
zu gewähren.
Dann erben wir
einen Rucksack
voller Gene,
den wir durchs
Leben ragen.
Was sind schon im Erbe
materielle
Güter:
ein Nichts!
Motten und Rost
fressen alles.
Tröstet die
innere Substanz!
Nur die letzte
Puppe
der Matrjoschka ist echt.
4.11.
Alfons Czibulka
hat es
karikiert:
es gibt keine
Beicht-Mutter,
nicht einmal im
Kloster!
Der Arme im
Beicht-Stuhl,
hinterm Gitter
gefangen,
den seelischen
Müll
sich anhören zu
müssen!
In
priesterlichem Amte
nun göttlich zu
walten,
von Sünden
loszusprechen:
„ego te absolvo
…!“
Welch eine
Anmaßung!
Ein
institutionelles Konstrukt
aus einem
Bibelwort.
Keine Frequenz
im Seelenbad.
4.11.
75%
Wasserstoff - Hydro-genium
24% Helium -
Sonnen-Stoff
1 % restliche Elemente - die
Würze.
Dazwischen
einige Higgs!
Aus all dem der
Mensch,
wie sein Planet
Erde
in kosmischer
Einsamkeit.
Da rettet
kein
geschichtlicher Ort
als
archimedischer Punkt.
Der Anker als
Symbol
des christlichen
Glaubens
zu haften am biblischen
Ufer
in
transzendenter Ungewißheit.
Das einsame ICH im
Schatten
von Sonnenwind
und Nordlicht.
10.11.
Als Beobachter
meiner selbst
und umgebender
Wirklichkeit
schreibe ich die
Ergebnisse
von Schau und
Analyse.
SPRACHE als Mittel und Medium
der ICH -
und WELT – findung.
Das vermeintlich
objektive SEIN
muß in Reflexion
gedeutet werden.
Diese
Rück-Beugung zu leisten
ist Aufgabe und
Fazit
logischer
Denk-Bemühung
zu allen
Ereignissen und Befunden.
Im allgemeinen Gerichtsverfahren
der
Daseins – Erklärung und - Bewältigung
zu gültiger
Wahrheit
bin ich einsamer
Zeuge.
10.11.
Ach wie einfach
hat es der
gläubige Katholik:
Roma locuta - causa finita!:
für die
Wahrheit,
fürs (ewige) Leben überhaupt,
fürs eigene
Gewissen!
Die Abnabelung
von Mutter Kirche
ist der Reifung
geschuldet,
der Geburt in
die FREIHEIT.
Den Ort der
Niederlassung
bestimmt das
einsame ICH –
in seiner ganzen
Liebesfähigkeit.
Das
Lebens-Schiff fährt
von Hafen zu
Hafen
zum Stranden im
letzten.
11.11.
Wo kämen wir hin,
wenn wir
jedes WORT
auf die
Goldwaage legen wollten!
Dort wird
Reinheit
in Unzen
gemessen,
aber wo und wie
ist das Maß der
Wahrheit?
Oh,
unschuldiges, leeres,
jungfräuliches,
weißes Papier.
Dürfen nur
opfernd
weise erwogene
Worte
dich entweihen?
So gehe denn
weiter schwanger
mit allerlei
Gedanken –
zu ICH
und Mensch und Leben.
Der Satz der
Gewichte ist groß genug.
(CABRAL: „Di ante la folha branca“,
vor dem weißen
Blatt, die Inspiration)
13.11.
Der Abend hat
sich
die untergehende
Sonne
zur Stickerin
erkoren!
Die sonst weißen
Fäden -
Ausstoß eines
Fliegers –
zieren heute
golden
den klaren
Himmel.
Gleich drei
Luftschwäne
fädeln zum
Brokat
das Menetekel ins Azur.
Wer
entschlüsselt die Botschaft?
Dumme Frage.
Mann oder Frau
im Tower
weiß Ziel und
Sinn genau:
kein sphärisches
Geheimnis!
Belsazar darf ruhig
schlafen!
13.11.
Wohlwollen,
Zuneigung, Liebe –
Mißgunst, Übelwollen, Haß!
Sind dies
die abgesteckten
Grenzen?
Eins-Sein mit
der Natur,
romantische
Schwärmer.
Unio mystica mit Gott,
die großen
Heiligen und Mystiker.
Lyra und Lyrik,
Komponist und
Poet
als Übersetzer
und Gestalter
ihrer tiefsten
Gefühle.
In Lied und
Symphonie,
in Gedicht und
Sonett
werden wir
Teilhaber
und Erweckte
eigener Tiefe.
Sprache und
Musik:
zwei Seiten
einer Medaille
zu Freude und
Trost.
17.11.
Ein Ding, ein
Gerät,
um etwas zu
bewirken.
Der Gebrauch von
Instrumenten
zeichne den
Menschen
gegenüber dem
Tiere aus.
Mit dem Hammer
klopfen;
der
Schraubenzieher, die Zange,
der Lötkolben,
der Schlüssel:
das Arsenal der
Handwerker!
Das erste
Musik-Instrument:
die
Knochenflöte: Tibiam canere.
Und erst eine
Stradivari!
Mein Werkzeug:
das Wort, die
Sprache;
Medium der
Selbst-Analyse,
des ICH – Bewußtseins
und der
Mitteilung.
23.11.
Da wird
getanzt -
mit klapperndem
Gerippe.
Ob das letzte
Blut gespuckt,
der Krebs den
Leib zerfressen
oder assistierter
Suizid:
MORS ist weiblich:
Komm Bräut´gam ins Grabesbett.
Thanatos und Tod sind
männlich:
holde Braut, ich
führe dich.
Freund Hein
führt die Fidel
zur schaurigen
Melodie.
Der Back-stage-Chor klagt
Hymnen an die
letzte Nacht.
Erlkönig wiegt
das Kind
in ewigen
Schlaf.
Der Mönchs-Chor
singt das Requiem.
Die Braut wirft
den Kranz!
Oremus …
23.11.
An der Front
war es die
Parole.
Mit dem Login
gehst du ins
Internet.
Das Losungswort
als Geheim-Code,
als Zeichen des
Erkennens.
Die evangelische
Kirche
gibt ihren
Gläubigen
Bibelsprüche,“Losungen“
zum täglichen
Besinn
an die betende
Hand.
Die katholische
Pastoral
steht nicht
nach:
„Tägliche
Meditationen“.
Dann gab es noch
als Karikatur
die Mao-Bibel:
Indoktrination
durch steten
Tropfen!
Bleibe nur
hartnäckig!
11.12.
Welche Wasser
aus welchem
Quell
durchströmen das Nichts?
Ich lagere am
Strand
abgründiger
Tiefen.
Ich wage nicht
den Blick
über den Rand
des Schlundes.
Ebbe und Flut
umspülen das gratige Ufer.
Gedanken-Fische
zittern
wie Rochen und
Wels.
Das Blau des
Glaubens
wurde schwarzes
Gewölk.
Verblassende
Gestirne
in kosmischen
Fernen.
Auch
hoffnungs-getränktes Nichts
läßt sich nicht
überlisten:
es harrt die
dunkle Nacht!
13.12.
Unser Leben
führt uns auf
die Brücke:
sie endet zur
Hälfte
im Fluß der Zeit.
Am diesseitigen
Ende
stehen wir am
Abgrund!
Die Hoffnung
kündet:
da baut einer
das Gegenstück.
Wohin der
Übergang?
Brücke zweier
Welten:
Erfahrung
gelebter Zeit,
Hoffen in Ungewißheit!
Wer kassiert den
Brückenzoll?:
„This bridge is
privately maintained“.
Und der Toll
nach Sky!
Nehmt die
Drachme für Charon!
Der Sprung in
die Rhône
ist keine
Rettung.
Der Papst-Palast
ist verwaist.
Du hast keine
Wahl!
13.12.
Das Billet
zum Eintritt ins
Welt-Theater
wird am Ende
mit dem Tode
bezahlt.
Sitzordnung
variabel:
kurzfristig Loge
oder Rang,
meist Holzboden
oder Olymp,
Stehplatz
eingeschlossen.
Die Akte laufen
vorüber,
die Kulissen
wandeln,
Oper und Drama
desgleichen.
War es den Preis
wert?
Ich war nicht
gefragt.
Ich konnte nicht
ablehnen.
Ich mußte meine Rollen spielen!
Der Mime verläßt die Bühne!
31.12.
Sie liegt zur
Anwendung
jedes
technischen Gerätes bei.
Hat die Hausfrau
ein Rezept,
so backt sie
guten Kuchen
oder schmort
köstlichen Braten.
Nun das Mühen
vieler Institutionen,
zum Gebrauch
unserer FREIHEIT
die einzig
richtige Anweisung
mit oder ohne
Autorität zu geben.
Wir müssen
unsere Identität,
unser
einmaliges ICH
lebenslang
prüfend
selber finden!
Wehret der
Hybris
aller
Wahrheits-Besitzer!!
4.1.14
Es ist
eine schwere
Aufgabe,
die Sprache zu
verwalten.
Jedes Wort
hat Wucht und
Schwerkraft,
seine eigene
Tiefe.
Man muß
damit umgehen
wie mit heiliger
Monstranz!
Seine Wahrheit
ist sein
verborgener Schatz:
der Poet als Goldwäscher.
Die Welt
hat viele
Rätsel:
das Wort ahnt ihr
Geheimnis.
Das Wort
fällt ins
Schweigen,
in die Tiefe der
Nacht.
6.1.
Da ist diese
Landzunge
meiner
zugeteilten Lebenswelt.
Ozean zu beiden
Seiten:
zwei Gestade,
Küsten, Strände.
Auf der Ostseite
als Strandgut
vor 78 Jahren
angeschwemmt
aus dunkler
Vorzeit der Evolution.
Als Primat
embryonal behütet,
der Nestwärme entflüchtet;
Arbeitsleben in
Mangroven-Wäldern,
auf Bergeshöhen,
in Tälern gefristet.
Zeiten der
Mühsal,
Stunden
freundlichen Glücks,
geistiger und
festlicher Freude.
Nun der Weg
zum westlichen
Ufer:
sinkender Sonne
entgegen.
Lebens-Auftrag
erfüllt??!
16.1.
Die Sprache
ist meine
Machete,
durch den Urwald
Welt
mir einen Pfad
zu schlagen.
Sie ist stumpf!
Täglich der
Versuch,
durch Übung
sie zu schärfen.
Der Widerstand
von Gestrüpp,
Buschwerk und
Lianen
fordert alle
Kraft.
Erkenntnisgewinn?
Da liegen die
Gedichte
als gehauene
Zweige
und Zeugen am
Wegesrand.
Gelegentlich
eine Blüte…
17.1.
Eine Vielzahl
der Maler
haben sich
selbst
vor dem Spiegel
gemalt:
das bin ich!
Wie weit gelingt
es
dem
nachdenklichen Poeten,
mit der
Selbst-Belichtung
zur eigenen
Daseins-Erhellung
einer
Porträt-Aufnahme zu gelangen?!
Jedes Gedicht,
das der Feder
entquillt,
malt ein Detail
des Befindens im
Augenblick.
Erst die Fülle
der Collage
in ihrer Summe
läßt das Bild
erscheinen.
Das Konterfei
ändert seine Züge
im Fortgang der
Reife.
Es ist Leben!
20.1.
In ruhiger Stunde
durchwandere ich
die Räume meiner
Innenwelt.
Ich grüße die
Bildnisse
meiner Geist-Sprüher
der
Bildungs-Galerie.
Genußreiches Verweilen
zum
Erkenntnisgewinn
da und dort.
Freudiges
Erinnern
oder Neuaufnahme
einer Galaxie
im geistigen
Kosmos.
Der Strahl der
Konzentration
auf Autor und
Werk
gleicht dem
Start Rosettas:
nach schläfriger
Ruhepause
glückliches
Erwachen
zu neuer
Erkundung.
23.1.
„Asperges me - hysopo –
et mundabor“! ??
Die reinigende
Kraft
heiliger
Quellen: Ste.Odile.
Taufe wäscht
Ur-Erb-Sünde.
Wo ist das Übel?
Die Waschung
frommer Muslime
vor dem Gebet in
der Moschee.
Rituelles Bad
der Hindus im Ganges.
Johannes tauft
im Jordan.
Heute zum
Strudelpool
im Wellness-Bad
säkularisiert.
Gaudi im Hallen- und Freibad,
Wellenlust am
Meeresstrand.
Wäre
Gründonnerstag täglich:
wer dem Nächsten
die Füße wäscht,
reinigt sich und
ihn!
17.2.
Aus dem
Schienbein
wurde früh die
Flöte:
tibiam canere:
die erweiterte
Stimme!
Der Gerippte
spiele die Fidel:
Auf, auf zum
Totentanz!
Tango oder
Bolero?
Schwingende
Saiten
zur
Sphären-Musik:
Wiegen – Wogen –
Klänge
auf Charons Nachen.
Die kosmische
Symphonie
schmilzt
zusammen
auf wenige Töne!
Leicht sei dir
das Gleiten
von einem Stern
zum andern,
von erlebter zu
geahnter Welt!
Er streicht die
Traum-Melodie.
27.2.
Ich bin
das
ausgelieferte Mündel
des allgütigen
Vormunds.
Ich darf
so lange leben
wie er es
bestimmt.
Er spielt
den Tanz auf der
Fidel,
wirft mit der
Hippe,
schwingt die
Sense.
Ich tanze
zuerst auf dem
Seil,
dann auf dem
Spinnfaden,
den Gehilfin Skuld zerreißt.
Ich lebe
nach Gesetzen
und Regeln
des
Vor-Vormundes.
Freund Hein,
du bist für
jedermann
ein Tutel, ein
Diener!
1.3.
Das vielseitig
gewandete Bodenpersonal
eines
transzendent-immanenten Gottes:
Überlieferung in
Bibel oder Koran.
Ob Zaddik oder Rebbe:
Bart, Käppi,
Kaftan …
Sufi oder Mufti;
Turban oder Galabea.
Nach
messianischer Wende:
Kopie oder
Karikatur
byzantinischer
Pracht
und kaiserlichen
Pomps!
Kleider machen
Leute –
auch in
liturgischen Gewändern:
erstarre in
Ehrfurcht!
Atme den
Weihrauch!
Anmaßung der
Diener
als
Groß-Grund-Besitzer der WAHRHEIT.
„Schluß mit Karneval“!!!
Heiliger
Franziskus, hilf!!
1.3.
Im Walde
so vor sich
hingehen
und doch zu
suchen:
die nie
verlorene,
die eigene Zeit
in
Lebens-Sedimenten,
in Schichten
gespeichert.
Tiefenbohrung
oder Film,
Bohrkerne oder
Bilder:
der Gang durchs
eigene Museum.
Als Paläontologe
und Archäologe
wird Gegenwart
durchbrochen,
der Staub gefegt,
die
Grabschaufel geschultert.
Spürst du
den Doppelsinn
des Werkzeugs,
das den
Maulwurf ziert?
Ich grabe und
grabe und …
16.3.
Vor meiner Hütte
sitze ich ruhig
im Schatten.
Mein Herd
raucht.
Den Acker meines
Lebens
habe ich
Scholle um
Scholle gewendet.
Habe als Sämann
viel Korn
in die Furchen
gestreut.
Was ist
geworden?
Was ist die
Ernte?
Was birgt die
Scheuer?
Und immer noch
greife ich zum
Sterz,
nun Buchseiten
zu wenden!
Und den Geist
erfreut,
was manch
anderer gedacht,
gefühlt,
gelitten - wie ich!
(Anleihe: Hölderlin:Abendphantasie,
J.R.Becher: O Acker, mein
Gesicht)
22.3.
Ob du
den Film deines
Lebens
noch einmal
abspulst -
ob du
Jahre, Tage, gar
Stunden
deiner
Lebens-Zeit addierst:
es wird
eine lange
Kolumne
unterschiedlicher
Posten!
Strich drunter!
Was ist die
Summe?
Das Fazit? Der
Sinn?
Hat es sich
gelohnt?
Aktiva und
Passiva
aufgerechnet zur
Bilanz!
Die Graduierung
der Skalen
von Glück und
Zufriedenheit
war nur für dich
gekerbt!
Jucundi sunt acti labores!
24.3.
„Cave canem!“
Nein, habt keine
Angst:
ich wache nur
über mich.
Ich streune
herum
in geistigen
Welten,
nage von manchem
Knochen
sattendes Fleisch!
Ich hebe kein
Bein
am Baum im
dunklen Wald:
ich greife zur
Feder
und lasse Tinte
fließen.
Meine Duftmarken
sind in Stille
zu lesen
als flüchtiger
Hauch!
Ein Kraulen
hinter dem Ohre
dank ich mit
wedelnder Rute.
Ohne Hütte, ohne
Kette
genieße ich FREIHEIT .
31.3.
Solange du noch
fragst:
wer war ich
gestern?
wer werde ich
morgen sein?
dann hast du
das „stirb und werde“ begriffen,
bist noch nicht
erfroren.
Dann gehst du
ins tägliche
Selbst-Gericht,
bist Kläger und
Delinquent.
Fügst ein
Klümpchen Ton
zur weichen
Roh-Figur:
noch Zeit zum
gültigen Bronzeguß.
Hier sind wir
alle
Rodin, Moore,
Maillol,
Arp und
Lehmbruck.
Erschaffen zum
Kunstwerk
für Glyptothek
oder Walhall?
Auch Bronze ist
nur Sternenstaub!
2.4.
Sich erinnernd,
frühere Zeit,
ein Ereignis
ins Gedächtnis
zurückrufen
gleicht einer
Geisterbeschwörung.
Orpheus steigt
hinab
in Orkus, Hades,
Unterwelt,
ins Reich der
Schatten.
Er sucht und
findet Eurydiken:
die Geschichte
ist bekannt.
Wir klettern,
kriechen, fallen
in die eigene
Tiefe.
Wir schreiten
die Galerie der
Bilder ab:
sehen lebendige
Menschen.
Wir begegnen
aufs Neu
Teenagern,
Männern, Frauen,
die eine
Zeitlang Gefährten.
Wie haben sie
uns geprägt?
Séance der
Selbst-Vergewisserung.
4.4.
La luce si
fa avara -
amara l´anima.
Als Kind im
Morgen-Licht,
in aufgehender
Röte:
Eos´
rosenfingriger Gruß!
Die Lebens-Sonne
im Zenit:
halt ein - und
stehe still!
Nehmt Phaeton
die Peitsche!
Es neigt sich
der Tag:
Abendröte kündet
die Nacht.
Die Laterne
flackert matt,
die Kerze brennt
tiefgründig:
schneuzet den Docht!
Warten aufs
Verlöschen? -
In Frieden sagen
können:
„Es ist genug!“
16.4.14
(Eugenio
Montale: ein Vers aus „I limoni“,
„Was bleibt
(wenn es bleibt)“, Gedichte 1920-1980,
Dieterich´sche
Verlagsbuchhandlung 2013, s.12)