Herbstlaub
Von meinem
Lebensbaum
An
– und Ein - Sichten
8.1.2011 bis 17.3.2013
in
zeitlicher Reihenfolge
Konrad
Rapprich
Internetseite
: www.konrad-rapprich.de
Titel-Foto:
Stefan Rapprich
Inhaltsverzeichnis
I.
Poesie/Literatur
„Ein Buch ist wie ein Garten,
den man in der Tasche trägt.“
Orientalisches[A1] Sprichwort[A2]
Envoy
Go, little book, and wish to all
Flowers in the garden, meat in the hall[A3] [A4] [A5] ,
A bin of wine, a spice of wit,
A house with lawns enclosing it,
A living river by the door,
A nightingale in the sycamore!
R.L.Stevenson ( London 1914)
“Jeder wirkliche DICHTER ist irgendwo
ein MYSTIKER
oder ein SURREALIST.
Er hofft auf eine Welt, die sich
außerhalb des täglichen Universums
befindet, und er ist sich bewußt, daß er
sie nicht erreichen kann….“
Adonis
(Essays S.24)
„Karl V. (1519 – 1558) soll
mit Männern französisch,
mit Frauen italienisch,
mit Gott spanisch und
mit Pferden deutsch gesprochen haben.“
Cambridge Enzyklopädie der Sprache, S.7
„POESIE
ist ein Pflug, der die Zeit in der Weise aufreißt,
daß ihre Tiefenschichten, ihre
Schwarzerde zutage tritt.“
Ossip Mandelstam
„Que importa perderlo todo
Si al fin encuentolos versos
Que agiten viejas raices
Y rieguencon su armonia
Mis mas hondos sentimientos.”
Luis Zembrano : Viejas Raices
“Die
DICHTUNG ist vor allem… das
Leben,
das zum Bewußtsein seiner selbst
gelangt,
wenn es in der Seele eines genialen
Menschen
wieder die Fülle seines Ausdrucks
erreicht.“
Charles du Bos: „Was ist Dichtung“.
„Ich feile nicht meine Sätze,
sondern meine Ideen.
Ich halte inne bis sich der Tropfen LICHT
gebildet hat, dessen ich bedarf,
und bis er von meiner Feder fällt.“
Jaubert
„Geblendet - übersah
ich die Rose:
das Licht war nur der Schatten ihres
Duftes.“
Man kann sein ganzes Leben hinter sich
bringen,
ohne seine Muttersprache je gehört zu
haben,
wenn man… unempfindlich für Poesie ist.
Nur die Poesie schützt vor der Taubheit
Für das Laut-Wesen der Wörter.“
Julian Przybós (Poesie und Poetik, Suhrkamp, poln.Reihe)
„After silence, that which comes nearest to expressing
the inexpressible is MUSIC.”
Aldous Huxley (Todesanzeige NZZ 15.3.12)
“Positiv im Buch des Lebens steht
verzeichnet
nur das Lieben.“
Wilhelm Busch
„SCHREIBEN ist mir Suche, Entdeckung, Erkenntnis.“
„GEDICHTE sind Szenen des täglichen
Lebens,
sie existieren auch ungeschrieben
jederzeit und
überall um uns herum.
…indem wir eine Form finden für das,
was uns widerfährt, finden wir uns
selbst.“
Angela Krauß (Poetik-Vorlesung Ffm 2004, ES 2389)
„Die POESIE ist jene Reise ins Unbekannte,
wo sich das ICH verdunkelt
in der Trunkenheit der Exstase.“
Adonis
(Gebet und Schwert, S.43)
„Der DICHTER hält sich für das Maß des Lebens
und zahlt mit dem Leben dafür.“
B.Pasternak
(Klappentext:M.Zwetajewa:Briefe an Steiger)
N´oubliez pas la poesie
Ni le poeme qui dort
Comme un enfant dans la memoire.“
Frédéric Wandelère „Hilfe fürs Unkraut“
(Hauser S.66)
„POESIE ist die Mutterprache des
menschlichen Geschlechtes.“
J.G.Hamann
„Das
TAGEBUCH ist gewissermaßen die
Beschwerdestelle,
deren Schalter nie geschlossen hat,
die Hotline, die nie belegt ist –
und dazu noch gebührenfrei.“
Michael Maar (Tagebücher, Von Tobel Stiftung, 29-12-2012)
“Der Jubel der Seele liegt in der Tat.“
(Shelley)
„Der Jubel des Körpers liegt in der
Kontemplation.“
(Boris Vilde´: Trost der Philosophie)
„Ein Gedicht ist der Jubel der Sprache“
(KR)
„Das
GEDICHT ist der höchste der endgültige
ausdruck
eines geschehens: nicht wiedergabe eines
gedankens
sondern einer stimmung.
Was in der malerei wirkt ist verteilung
linie und farbe,
in der dichtung auswahl maß und klang.“
Blätter für die Kunst:Auslese 1892-98,
S.13
II. Tod und Zeit
„Geh aus dem Diesseits hinaus,
bevor man dich hinaus trägt.“
Ibrahim Ibn Adham (Sufi)
„Liebt euch, Lebende!
Die Zeit verrinnt so schnell.“
(NZZ, Todesanzeige 1.11.10)
„Ich Pilgrim! Wo bin ich?
Im Todesschatten.
Auf welchem Wege ziehe ich dahin?
Auf dem Wege des Irrtums.“
Hildegard von Bingen
„Alles was ist, wie groß und gut es sei,
besteht eine Zeit, erfüllt einen Zweck,
und geht vorüber.“
Adalbert Stifter: Nachsommer S.98
„Wer sich nicht seiner Vergangenheit
erinnert,
ist verurteilt, sie zu verwirklichen.“
George Santayana
Man kann das Gegenwärtige nicht
ohne das Vergangene erkennen.“
Goethe: Italien.Reise 25.1.1787
„Kein Irdischer … kann den Gedanken
der
Unsterblichkeit zu Ende denken,
und die Ewigkeit ist für uns nichts
als ein ungeheueres Wort.“
H.W.Geißler:Odysseus und die Frauen
„For every thing that lives is holy.“
“Eternity
He who bends to himself a joy
Does a winged life destroy;
But he who kisses a joy as it flies
Lives in eternity´s sunrise.”
William Blake
“Wir kommen untrainiert zur Welt
und sterben ohne Routine.”
„Der Weg vom Leid zur Träne
ist interplanetarisch.“
„Ich suche die Öffnung zu etwas,
das ich selbst noch nicht kenne.“
Jennifer Egan (Pulitzerpreis)
(Der größere Teil der Welt, Rezension
NZZ 11.2.12)
„Er
(der TOD) ist ein sanfter,
lieblicher König,
wenn deine Seele ihn als Bruder
willkommen heißt.“
Hero Max: über den Tod (Türmer 1911,
S.76)
„Der
TOD ist der Übergang von der
einen Hand Gottes
in seine andere.
D.Bonhoeffer
„Die gewöhnlichen Leute sind bloß darauf
bedacht,
die ZEIT
zuzubringen;
wer irgend ein Talent hat, sie zu
benützen.“
Schopenhauer (zit. Heiduczek:Tod am Meer)
„Der Mensch kann … seine ZEIT beeinflusen.
Dafür ist er frei, dafür ist er
verantwort lich.“
„Es gibt keine absolute WAHRHEIT,
aber es gibt Dinge, die wahrer sind als
andere.“
Richard von Weizsäcker
evangel.Kirchentag 1985
„Und sollt´ ich noch einmal die Tage
beginnen,
ich würde den selben Faden spinnen –„
Th.Fontane
„Auch kann man das LEBEN
derart lieben,
daß man den TOD mit einem Lächeln
empfängt.
Es ist das Lächeln Buddhas.“
B.Vildé
(Trost der Philosophie)
III. Lebens-Weisheit.
„Die Weisheit ist die Frucht der Beobachtung
und die Tochter der Erfahrung“
Leonaardo da Vinci
„Ohne Erinnerung sind wir geistig tot.
Ohne Vergessen sind wir seelisch
gelähmt.“
Peter von Matt (NZZ 22..1.11,S.21)
„Jeder Tag, an dem du nicht lächelst,
ist ein verlorener Tag.“
Charlie Chaplin
„…jeder Mensch hat innere Grenzen,
die dem Guten und dem Bösen ihr Maß
geben.
Überhaupt allem, was zwischen Menschen
möglich ist.“
Sandor Márai .Das Vermächtnis der
Eszter,Piper 2004, S.124
„Rette dich, zieh in den Orient,
um die Luft deiner Vorfahren zu atmen.“
Goethe 1816
„Hier bin ich, zurück im Orient –
und
nahe der ersten ewigen Weisheit.“
A.Rimbaud,
„Denn man verdient wenig Dank von den
Menschen,
wenn man ihr inneres Bedürfnis erhöhen,
ihnen eine große Idee von ihnen selbst
geben
ihnen das Herrliche eines hehren, edlen
Daseins
zum Gefühl bringen will.“
Goethe: italien.Reise, in Vicenza
„Wer all des Guten nicht mehr gedenkt,
das ihm in seinem Leben geschehen ist,
der ist an eben diesem Tage alt
geworden.“
Epikur
(Zit. NZZ 21.6.11,S.18)
„Jeden Morgen - jede
Minute -
wach werden
und sehen, wie das Leben beginnt – welch
ein Glück!“
Jaques Lusseyrau: Das Leben beginnt
heute, dtv 11311, S.29
„Il faut toujours travailler.“
Rodin zu Rilke, (Rilke in Spanien
- it 1507 S.13)
„Fashioon allways had, and will have its day -“
but truth (in all things) only
will last
and can just have claims on posterity.”
John Constable (Brief an Dunthorne)
“Bekenntnisse kennen keine Vergangenheit
und keine Zukunft,
sondern nur den Augenblick, in dem sie ausgedrückt
werden.“
Martin Walser in „Muttersohn“
„Die Geschichte lehrt die Menschen,
daß die Geschichte die Menschen nichts
lehrt.“
Mahatma Gandhi (1869 – 1948)
„Die
NATUR liebt es, sich zu
verbergen.“
Heraklit
„Denn auch das Tier kann Zärtlichkeit
empfinden;
ein Schwan ist darin klüger als uns
schwant.“
Molière: Amphytrion - Prolog
„This world is a comedy to those that think,
a tragedy to those that feel.”
Horace Walpole (Brief am
16.8.1776 an Countesse of Upper Ossory)
“Freu dich an der Freude der andern
und -
Du kannst noch leben.“
Tschaikowsky (zur IV.Symphonie)
„Sur differentes fleurs l´abeille s´y
repose,
et fait du miel de toute chose.“
La Fontaine
„Il faut cultiver son jardin.“
Voltaire
“Das Bestreben, das Universum zu
verstehen,
hebt das menschliche Leben ein wenig
über eine Farce hinaus
und verleiht ihm einen Hauch von
tragischer Würde.“
St. Weinberg: „Die ersten 3 Minuten“ München 1980 S.62
„Die Angst vor der Metaphysik ist eine
Krankheit
des Empirismus.“
A.Einstein (Zit. Mutschler: Form und Formel)
„Alle
BILDUNG hat ihren Ursprung allein
im Inneren
der Seele und kann durch äußere
Veranstaltungen nur veranlaßt, nie hervorgebracht werden.“
Wilh.v.Humboldt
„Der große SPORT
fängt da an, wo er längst
aufgehört hat, gesund zu sein.“
B.Brecht
„Zufall gibt es nicht. Zufall ist eine
Noch nicht durchschaute
Gesetzmäßigkeit.“
Martin Walser FAZ 11.11.11 , S.33
„Die Welt ist ein Narrenkäfig.“
Hauinschrift in Landsberg/Lech
(zit: Montaigne: italien.Reise S.33)
„…zwischen denkenden Köpfen gilt eine
Gemeinschaft
aller Güter des Geistes;
was einer im Reiche der Wahrheit
erwirbt,
hat er allen erworben.“
Fr.Schiller :Antrittsrede 1789 in Jena.
„Ich bin. Aber ich habe mich nicht.
Darum werden wir erst.“
E.Bloch : Tübinger Einleitung in die
Philosophie 1963
„Wir alle sind NARREN , und keiner hat das Recht,
einem anderen seine eigentümliche Narrheit
aufzudrängen.“
G.Büchner: Dantons Tod
„…etwas schnell zu begreifen ist ja
ohnehin die
Eigenschaft des Geistes,
aber etwas recht zu tun, dazu gehört die Übung
des ganzen Lebens.“
“Das ist das Angenehme auf Reisen,
daß auch das Gewöhnliche durch Neuheit
und Überraschung
das Ansehen eines Abenteuers gewinnt.“
Goethe::ital. Reise
„Jeder Mensch ist ein Abgrund.
Es schwindelt einen, wenn man
hinabsieht.“
G.Büchner: Woyzzek
„O grande profundum homo.“
Augustinus
„Wir haben nur ein Leben.
Und dieses müssen wir genießen.“
Iris Apfel (Stil-Ikone, USA)
„Es gibt einen Frieden,
den man in der Bescheidenheit erreicht.
Aber es ist der, der am meisten kostet.“
Gustavo Pereira
„A perfect judge will read each work of wit
With the same spirit that its author writ.”
Alex.Pope (Zit. Irish Classics)
“No hay caminos, hay que caminar.”
Luigi Nono
Ein We gist da, wo man ihn geht.
Oliver Cromwell
„O my child! Temptations are sore things;
but yet, without them, we know not ourselves,
nor what we are able to do.”
Sam.Richardson: Pamela, Letter XIII
“Guter Wein in Maßen genossen,
schadet auch in größeren Mengen nicht.“
Wappenspruch der „Markgräflichen
Gutedelgesellschaft“
„Das Leben hat ohnehin keinen Sinn,
den Sinn muß man sich selber herstellen.
Wenn man ihn nicht sucht, ist man
krank.“
Gabriele Wohmann (Interview Chrismon)
„Der ethische Anspruch ist immer mit der
Wahrheits-Suche verbunden. Mit einem Höchstmaß von gesunder Skepsis.“
Alfres Grosser :Lebensbilanz S.39
„Leben ist die Kategorie des Möglichen.“
Fr.Hebbel: Tagebücher S.41
„Wenn es in den Briefen HESSE´s etwas Hartnäckiges gibt,
dann dies: die Behauptung der
individuellen Verantwortung
für das einem zugemessene Leben.“
Werner Weber NZZ 16.6.1951
„Wir können einander verstehen;
Aber deuten kann jeder nur sich selbst.“
H.Hesse: Demian
„Der Mensch ist ein Blinder, der vom
Sehen träumt.“
Fr.Hebbel Tagebuch
„Denken, was wahr ist,
Fühlen, was schön ist,
und Wollen was gut ist,
daran erkennt der Geist
das Ziel des vernünftigen Lebens.“
August von Platen (Todesanzeige NZZ 30.8.12)
„Das habe ich getan, sagt mein
Gedächtnis.
Das kann ich nicht getan haben,
sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich.
Endlich
- gibt das Gedächtnis nach.“
Fr. Nietzsche
„Kultur
- das ist menschliche Ganzheit
und Harmonie;
Es ist die Vergeistigung des Lebens
Und das Fleischwerden des Geistes -
die
Synthese von Seele und Geist.“
Th.Mann
(Aufsätze, Reden Bd. 3 S.54)
IV. Religion//Gott
„Nehmen wir aus dem Leben die wenigen
Augenblicke
der Religion, der Kunst und der reinen
Liebe –
Was bleibt als eine Reihe trivialer
Gedanken.“
Schopenhauer zit.( Safranski S100)
„Denn ohne das Moment der
Sprachlosigkeit,
also wenn man um Worte ringen muß,
kann man von GOTT
nicht sprechen.“
(Zitat nicht belegt)
„Sapere aude!
Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen.“
„Die
MYSTIKER sind Gefäße,durch welche
ein wenig
Erkenntnis der Wirklichkeit herinsickert in unsere menschliche Welt des
Unwissens und der Illusion.“
Ald.Huxlex. die graue Eminenz S.111
„Man bewältigt ein Gebirge und stolpert
über einen Stein.“
„Aber was wir Zufall nennen,
ist vielleicht die Logik Gottes.“
G.Bernanos: Die begnadete Angst
„Wer seinen GLAUBEN
ohne intensiven ZWEIFEL vorträgt,
der hat von glauben nicht viel verstanden.“
Landesbischof Meister, Hannover
„In jedem Weltbild gibt es eine oberste
Instanz.“
Angela Krauß: Ffm-Poetik-Vorlesung 2004 S.18
Man sollte nur mit seiner ganzen Seele
Auf die Wahrheit zugehen.“
Platon
„O
Gott - wer bist du
-
Wenn wir alle tot - sind.“
Max Huwyler
„Mathematik ist die Sprache,
in der Gott das Universum schrieb.“
Galilei
„L´homme est un dieu
Qui se souviens des cieux…
Mon âme est un rayon de lumière et de l´amour
Qui, du foyer divin échappé pour un jour
Aspire à remonter à sa source
sacrée.”
Lamartine (Zit.D.Saurat:Atlantis
S.195)
“Der Normalfall des MYSTIKERS
ist aber der reife Mensch, der
erfahren hat, wieviel Dank er schuldet.“
Lorenz Jäger (FAZ 4.11.12)
„Wenn alles vorhergesehen und bestimmt
ist,
müßte
Gott vor Langeweile sterben.“
B.Vildé
s.o. S.118
Ein Streichhölzchen
kann Finsternis erhellen,
viel mehr noch eine Kerze.
Helles Leuchten
der Feuerflammen
in nächtlicher Kälte.
Ikarus sehnte sich
nach anderem LICHT
und zahlte mit dem Leben.
So viele Irrlichter
im Dunkel der Gegenwart.
Eigenes Licht voran
als Laternenfisch.
Tiefsee-Dunkel umgibt mich.
8.1.2011
Ich wähnte mich
als Adam allein in Eden.
Großvater Silberrücken
war voll
Staunen,
als ich mit der Axt Ratio
verbotenen Erkenntnisbaum
zu fällen
gedachte,
den zu erklettern er doch
träumte.
Von Wissensdurst gequält
und
Wahrheitshunger erschöpft,
schlief ich ein.
Im Erwachen
der Morgenröte
neuer Hominiden
schmerzte meine Seite.
Und staunend erblickte ich
Frau Neander und Denisova.
9.1.
Schon im
Fruchtwasser
wirst du geschaukelt.
Dann die Wiege -
von Großmutter bewegt.
Die Freude der Schiff-Schaukel
auf Volksfest und Kirmes.
Wir schaukeln auf Meeren
durch wogendes Beben.
Von Harlekinen der Lebensweisheit
und ewig-seligem Leben
werden glückliches Paradies
gegaukelt.
Seekrank am Ende –
ganz und gar verschaukelt.
9.1.
Die erlaubte Sucht:
dem Lockruf des Unbekannten
auf vielfältige Weise folgen.
Das Dunkel des Geheimnisvollen
mutig durchdringen wollen!
Wo wären wir heute
ohne die
Columbusse,
die Vascos und Magellans?
Ohne die Pioniere der Medizin
mit ihren Selbstversuchen?
Was wüßten wir vom Kosmos
ohne Raketen und Satelliten,
ohne Weltraum-Teleskope?
Mystiker der Sinn-Frage,
Abenteurer des Seins
–
Euch sei Dank!
23.1.
Ein
Datum
auf einer Konservendose
x-beliebigen Inhalts zum Verzehr.
Im Leben
zeitlich gedehnt
für biologische Leistungen:
Menopause,
Potenz,
Aufgabe
beruflicher Tätigkeit,
Rückzug
aufs Altenteil.
Das letzte Datum -
bleibt offen.
23.2.
In der Partitur
meines Lebens
herrscht der Kontrapunkt.
Im Musik-Schaffen
eine hohe Kunst –
im Leben: der Widerspruch!
Er ist nur zu lösen
in ganzer Hingabe
an Glaube oder Ideologie.
Aber welche Institution
darf
über ihr Sekretariat
absoluten Anspruch
auf
Wahrheit und Gehorsam
rechtens erheben?
Religionen und Parteien
sind autoritär und totalitär!
FREIHEIT
allein im Gewissen!!
15.3.
Schaffender
will den Augenblick
verweilen lassen.
Festhalten, Einfrieren,
Erstarren:
in Plastik, Gemälde, Aquarell…
Sichtbare Gestalt der Idee
im Bauwerk,
im Kunst-Gewerke.
Worte als Hagelkörner
aus der Gedanken-Wolke
im Geist-Gewitter.
Feuerzungen lodern
über gefügter Form
in Epos, Roman und Poesie…
15.3.
Welche Augenblicke
flüchtigen Lebens
fliehender Tage
wollen wir in die Seelen-Scheuer
für den Winter der Erinnerung
sicher sammeln?
Die Felder der Gegenwart
sind immer bestellt:
Körner in Fülle zu hamstern!
Zwischen den Zähnen der Zeit
zum Kauen und Keimen,
zu Rückruf ins Gedächtnis.
War ich hortender Hamster
oder singende Zikade
mit Grillen im Sinn?
17.3.
Die Mittags-Sonne
glüht
breiten Silber-Teppich
auf glitzerndes Meer.
Judas Silhouette
im Dunst-Schleier.
Nahe Vogel-Laute übertönen
fernes Maschinen-Geratter
im Hörbereich.
Sonnen-Anbeter
an Strand und Pools:
dort liegen
die Hirne brach.
Nur im Schatten
tropfen
ein paar Worte.
17.3.
Der aufgescheuchte Sonnen-Adler
ist übers Gewölbe
einsam gekreist.
Er hat
das Gesetz seiner Bahn
nicht verletzt.
Als Willkür-Opfer
des Himmels-Auges
blieb ich im Schatten-Schutz.
Hinterm Horizont
sein Hort:
das Meer der Stille.
17.3.
Wir enden
unser Lebens-Alphabet
nie beim Zett!
Nur „Früh-voll-endete“
erscheinen
im Nachruf.
Initialen purzeln
als Nudel-Buchstaben
in der Hühner-Suppe:
H
wie Hunger
L
wie Liebe
A
im genetischen Muster.
Wir enden
beim T
wie Tod –
S
wie Stein aufs Grab.
18.3.
Die versunkene Insel
auf dem Meeresgrund
meines Lebens.
Fruchtbarer Nil-Schlamm
überschwemmte jährlich
brachige Ufer.
Nun sind sie
Oasen der Erinnrung
im Palmenhain.
Die Trauer-Arbeit des „vorbei“
im glücklichen Atemzug
eines
„noch“….
Als Archäologe meines Atlantis
beschwöre ich die Geister
im Phantom-Schmerz verflossener Zeit.
18.3.
Ein Leben lang
müssen wir
uns selbst erschaffen!
Und die Arbeit
geht nicht aus:
bis zum Feierabend,
wenn
das letzte Tagewerk vollbracht!
Wir schaufeln den Sand,
mischen Mörtel,
setzen die Ziegel.
Aufgezeichnet im Buche des Lebens
oder in Anthologien der Architektur:
Kate, Villa, Schloß, Palast….
18.3.
Mein Pegasus
hat lange
nicht gewiehert.
Gefilde der Poesie
liegen brach.
Als träger Acker-Gaul
reißt er keine Scholle
im kargen Boden.
Als schlanker Lippizzaner
tanzt er keine Pirouetten.
Als alter Klepper
wird er zur Schinder-Mähre –
ohne Galopp in Ascot.
Hoffen
auf frischen Hafer!
23.3.
WORTE
sind Klang-Körper,
dem Odem der Seele
enthaucht.
Sie tragen LICHT
als Welle oder Korpuskel
zum Empfänger.
Im Einatmen
der Licht-Medizin
schwindet alles Düstere.
Phos-phor, Luzi-fer,
der Lebens-Träger.
Die Dosis zum Heil –
Als Mittler der Energie
zu zellulärer Lebenskraft
mit dem Komplizen Adenosin.
24.3.
Poesie
-
das melodiöse Echo
von Bergen und in Auen
einer Außenwelt.
Sanfte Töne
instrumentalen Schalls
oder Rufens und Flüsterns
einer übervollen Seele.
O Freunde der Quelle:
ihr vernehmt nur im Ruf
das
Namens-Echo
des Bürgermeisters von Wesel!
Das Echo der Innenwelt
als verkürzte Botschaft
gleich einem „I“ ohne Punkt.
Denkt euch den Rest.
26.3.
Als vagabundierende Sonde
die Weltraum-Galaxien
vielsprachiger Literatur
zu sichten und genießen
erkunde ich
Sonnen, Pulsare, Quasare…
Auf manchem Planeten
lasse ich mich nieder
im belebenden Gamma-Strahl
oder suche den Schatten
greller Licht-Quanten.
Der cerebrale Sprach-Computer
ordnet die Signale
der Buch-Teleskope.
28.3.
Im Schraubstock SPRACHE
wird der Gedanke
zurecht-gefeilt.
Grammatik
als Grundschablone
zur korrekten Aussage.
Feilen und Stichel
als nötige Werkzeuge
fürs Grobe und Feine.
Die Werkbank für den Federkiel
ist heute der Laptop,
Schreibmaschine abgelöst.
Hätt´ ich nur Feil-Späne
von Shakespeare´s Sonetten
oder Goethes „Über allen Gipfeln“.
29.3.
Die zwei Einser
haben es schon in sich:
Goethes Lieblingswein
und Kometenwein von 1811.
Dazu noch „Nine /Eleven“:
Terror und Tod.
Die Angst des Tormanns
vor dem Elfmeter!:
das Foul im Strafraum
als Chance zum Sieg.
Als Primzahl
noch im närrischen Elfer-Rat.
Elfter-Elfter-Elfuhr-Elf:
Helau und Alaaf!
22.5.
Urzeitlicher Liebesakt
des jungen Paares:
Leben soll leben!
Im uterinen Marathon
findet erschöpftes Spermium
siegreich sein Ziel
in mütterlicher Tube.
Durchdringen der Ei-Hülle,
zwei halbe Erb-Sätze
einen sich:
mein Urknall!
Eine befruchtete Zelle
wird Feuerwerk
chromosomaler Energie!
Unsterbliche Seele???
23.5.
Ich muß
mich selbst
erlösen.
Meine Seele
ist
auf Papier genagelt.
Hirnströme und Gedankenblut
fließen
aus den Wunden.
Die Lanze Wahrheit
sticht
ins zuckende Herz.
Essig und Galle
trink ich
vom Schwamme Welt.
23.5.
Auch wenn man mich
in der heiligen,
innersten Halle
der Cheops-Pyramide
zu letzter Ruhe legte…
was wäre gewonnen?
Auch der schönste Sarkophag
enthielte nur Staub,
Sternenstaub,
des großen Pharao –
oder den meinen!
Auch Steinquader,
kunstvoll geschichtet
als Hülle gewesenen Lebens,
werden verwittern!
Mythen eines Lebens
nach dem Tode!
30.5.
Die weiche Lippen-Umhege
der Sprach-Zitadelle
erwartet heißen Besuch!
Von der Zähne Zinnen
lösen sich Wort-Pfeile
vom sehnsucht-gespannten Bogen.
Die wendige Zunge
umspielt die feuchte Arena
zur großen Parade.
Zärtliches Flüstern
geladener Gewehre,
Donner der Haubitzen.
Klapperndes Schnäbeln
auf dem Kirchturm-Nest.
Leben zum Leben!
7.6.
In meine Arche
habe ich
viele Dichter versammelt.
Als lesender Noah
hole ich mir
nach Lust und Laune
so manchen hervor.
Über die Sprache
lasse ich mir
die Seele streicheln.
Der Hauch des Geistes
bläht die Segel
zu meiner Fahrt
auf dem Meer der Poesie.
13.6.
Ich mische
die Hefe in den Teig,
nährendes Brot
aus Worten zu backen.
Ich erwarte
die lohende Feuerzunge,
im Netzwerk der Gedanken
die Botschaft zu lösen.
Die Linse inneren Auges
sammelt die Früchte
gebrochenen Lichtes
im Prisma der Seele.
Ihr Fermente des Lebens
laßt mein Inneres gebären:
Moder zu Humus,
Reife der Erhellung.
13.6.
Heiliges!
Beständige Lichtglut
arischer Zoroastrier.
Heiliges!
Im römischen Tempel
in der Vestalin Schutz.
Heiliges!
Als Flammenzunge
im Geistes –Erguß!
Sonnen-Quelle
von Licht und Wärme:
Spender und Nichter!
Helios und Aton.
Quoniam Deus lux est.
Finis - Cinis!
13.6.
Da liegt es –
das Wort –
als nackter Leichnam!
Ich erwecke es
zu neuem Leben,
bekleide es.
Steht auf, meine Kinder,
zum Reigen der Welt:
wir feiern das Sein!
O Sonne,
o Licht, o Feuer:
Liebe und Leben:
es pocht das Herz.
Seele
- spann die Segel:
wir fahren
übers Meer der Zeit.
13.6.
Schmied
Und glühendes Eisen
sein.
Auf dem Amboß Welt
wirst du
in Form gehämmert.
Du selber
schwingst den Hammer
mit gezähmter Wucht.
Doch
welch gültige Gestalt
dem Werkstück am Ende?
Der Tod
nimmt es in die Zange:
läßt es zum Kalten zischen.
23.6.
Was denkst du
im Gedenken
der toten Eltern?
Du bist der Nächste!
Bist
der sich rötende Apfel
am Baume des Lebens –
der Fäulnis entgegen reifend!
Vorausdenkend
sehe ich mich
verwesend im Grase.
Das Glück,
noch Wespen und Schimmel
Nahrung zu sein.
23.6.
Die Amsel drüben
jubiliert
ihr Abendlied.
Ihr schwarz Gewand
wirkt feierlich
in der Akazie Grün.
Die Sonne
strahlt
ihren Abschied.
Der Himmel erbarmt sich –
wolkenlos nun –
im heiteren Blau.
Spiegelndes Glas am Turm
frohlockt blendend
auf luftiger Höhe.
23.6.
O
Ahn:
da streiten Paläontologen,
ob man dich –
so du heute auftauchtest –
in Zoo oder Schule schickte.
Dichtes Dunkel
im Ursprung des Geistes!
Sind Faustkeil, Figürchen
und Höhlen-Malerei
verläßliche Zeugen
unsterblicher Seele?
Der Wolf im Menschen
ist noch lange nicht gezähmt!
Trügerische Hoffnung
auf Lohn oder Strafe…
20.9.
Der Maler Herbst
nimmt seine Palette
in die kühle Hand.
Grün in allen Nuancen
darf nun fehlen:
es wird verwandelt!
Gelb hat den Vortritt
bis es in Ocker
und zur Röte gleitet.
Nach saftigem Frühlings-Grün
nun fröhliche Farben
zum Troste des Sterbens.
Botanische Wandlung:
Chlorophyll zu Anthocyanen –
und wir….???
24.9.
Das klassische Drama
endet mit dem 5.Akt.
Das Lebens-Drama
im Tode desgleichen.
O
Mensch,
der du ewiges Leben
und Auferstehung glaubst:
Du gleichst
dem ermordeten Spieler,
Der zum Schluß-Applaus
vor den Vorhang tritt.
Herz und Feder
auf der Waage im Gleichgewicht:
ewige Seligkeit…???
29.9.
Heisenberg –
du gabst uns die Welt-Formel.
Küng –
du mühst dich ums Welt-Ethos!
Religionen –
ihr laßt alles SEIN sein,
als Emanation herausfließen,
als Akt eines Schöpfers gelten.
Und meine ICH-Formel?
Meine Identität und Befindlichkeit?
Wer hat an mir/mich gebaut?
Wechselspiel von Zufall und Wille!
Genen und historischem Index
ist biographisch nicht zu entfliehen.
3.10.
Man lese und schätze
die Weisheit der ägyptischen.
De mortuis nisi bene –
think positive –
trotz recto und verso.
In Schlössern die Ahnengalerie –
bebildertes Gedenken.
Ammonit und Schneckengehäus
im Kalkgestein –
paläo – anthropo – logische
Knochenfunde.
Und wen lasse ich revue-passieren
in meinem Nekrolog?
So viele in ihrer Einmaligkeit
sind schon über den Acheron gefahren.
Leibliche und geistige Begegnung.
R.i.p.
17.10.
Ich schlendere
gedankenvoll
über den eigenen Friedhof.
Ich pflüge
in Erinnerung
meinen Gottesacker.
Ich erstelle
eine virtuelle Mauer
von Sandstein-Tafeln.
In Stein gemeißelt
verbleibendes Gedenken
gelebter Begegnungen.
Nur zwei Generationen zurück:
vom gefallenen Großvater
nur die Fotografie.
17.10.
Diese Abtei ist nur
mit Schauder zu betreten –
Ehrfurcht gebietend.
Man durchstreift die Halle
am Rande des Abgrunds
wechselhafter Geschichte.
Sarkophage, Epitaphe –
Vergänglichkeit vor Augen.
„Dem unbekannten Soldaten“.
Poets Corner –
Ehrentafel und Grabplatte
den geistigen Schmieden der Nation.
Hier als Poet geehrt zu sein
ist mehr als ein Nobelpreis –
auch für Newton und Darwin.
17.10.
„Il faut cultiver son jardin.“
Das Paradies – ein Eden.
Die Seele – ein Garten.
Es sind viele Beete
sorgsam zu pflegen,
mit Lebenswasser zu gießen!
Ranken am Rande,
der Rosen Farbenpracht
und berauschender Duft.
17.10.
Meine Spinnenmutter
hat meinen Lebensfaden
begattet gesponnen.
Die Amme hat
die Nabelschnur durchschnitten –
die Norne wird am Ende
zur Schere greifen.
Ob Seide oder Hanf,
gezwirbelt oder geflochten –
ich hangle daran
über die Spanne Zeit.
Dunkel vor dem Anfang,
Nacht nach dem Schnitt.
Aufs Rad meiner Jahre
zur Verwesung gehaspelt.
17.10.
Leben –
nach dem Tode –
in welcher Form?
Wird unser Da-Sein
zu einem Dort-Sein?
Der Gedanken-Strich:
die Schwelle,
über die jeder getragen wird!
Und ist illusionäres Dort
nur der Abgrund des Nichts?
Ist schon das Da-Sein
über die Wander-Jahre
dunkel genug!
O ihr Glaubenskünder
verheißungsvoller Religionen!
18.10.
Nein, ihr nehmt mir
meine Wohlgemutheit nicht!
Mein eigener Urknall
im November 1934
im Eileiter meiner Mutter.
Neun Monde
paradiesischer Seligkeit
bis zum ersten Schrei –
aus Unlust oder Freude??
Die wechselhafte Wanderschaft
über irdischen und geistigen Globus
in die Wolke des Nichtwissens.
Aus tiefstem Dunkel
der Aufstieg zur Schwelle
vor Nacht und Nichts.
1.11.
Wir werden nicht
von Mäusen und Igeln gefressen,
nicht vom Maulwurf als Engerling.
Wir sterben im Tsunami,
im Crash von Auto oder Flieger,
in archaisch blutigem Krieg.
Wohl dem, der sich
in der Sattheit seiner Jahre
zu den Vätern legen kann.
Aus Sternenstaub
galaktischer Wolke geformt
zum geschenkten Leben.
Der Tod zermalmt den Käfer:
wir sind Brüder
und kehren in Staub zurück!
Aschermittwoch ist täglich!!!
1.11.
Sie sei
eine geniale
Erfindung aus Indien!
Sie ist
Zentrum des Koordinatensystems,
damit der Grenzpunkt
positiver und negativer Zahlen.
Sie ist
das Symbol des Nichts!
Sie ist
die Todes-Bestätigung,
wenn die EKG-Zacken
zur Null-Linie werden.
Du bist
eine Null -
endgültig!!!
3.11
Das große, dicke, geheimnisvolle
Buch des Lebens mit sieben Siegeln,
welches nur das Lamm öffnet?
Nein,
das Buch meiner Tage,
mit noch leeren Seiten.
Eines Tages
werde ich
die letzte beschriften.
Format oder Einband?
Taschenbuch oder Paperback?
Leder mit Goldschnitt?
Ein Leben –
im Antiquariatswert
für Bibliophile.
26.11.
Ich kann es mir leisten,
so vor mich hin zu denken!
Ich gehe im abendländischen Walde
so vor mich hin
und pflücke meine Reizblätter
von den Bäumen,
die Philosophen, Theologen,
XXL-logen und Literaten gepflanzt.
Ich steige täglich
in die Manege der Selbst-Befragung,
statt auf Freud´scher Couch
zur Analyse zu liegen.
Ich bin inzwischen
mit mir im Reinen.
2.12.
Dank dir, Rodin,
du hast ihn gestaltet
mit gestütztem Haupt.
„Don Carlos denkt“ –
so Domingo zu Alba:
Gefahr für Kirche und Staat!
„Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire!“
Marquis Posa´s Forderung
bleibt stets modern!
Caesar bei Cassius´ hohlem Blick:
„Er denkt zu viel:
die Leute sind gefährlich!“
„Cogito
- ergo sum!“
Descartes, du hast es erfaßt:
Als Denkender - ein
Seiender!
Dubito
- ergo sum!
9.12.
Liebe Gas-Wolke
inmitten unserer Galaxie –
welchen Heilsbringer
willst du uns künden?
Eilig hast du´s,
in den nächsten Jahren
ins schwarze Loch
selbst-nichtend zu stürzen.
Es wird dich
gierig schlucken -
deine Materie himmelweit
leuchten lassen.
Die Magier des Alls
werden ihre Rohre putzen
und die Weisen des Abendlandes
ein neues Europa künden!?
(NZZ
15.12.11 – S.16)
15.12.
Ich rufe
Goethe und Augustinus
zu Kronzeugen und Advokaten
gegen alle Wahrheits-Besitzer!
Strebendes Mühen
und unruhiges Herz
als Markenzeichen.
Faustens Wissensdurst
und Pilgerschaft im Absoluten
als tägliche Sinn-Suche.
Habt ihr keine Fragen mehr?
Wer keine Fragezeichen setzt
ist zur Salzsäule erstarrt
und lebt seinen geistigen Tod
Es gibt keine Sicherheit.
19.12.
Stille
umströmt mich.
Ruhe
breitet sich als Teppich.
Seele
spreitet die Flügel.
Sein
als einfaches Da-Sein.
Atem
als spürbares Leben.
Herz
als pulsierende Mitte.
Hirn
als denkendes: ich bin!
30.12.
„Ich bin ganz Ohr.“
„Wenn du stille wirst,
wird dir geholfen.“
Die tiefsten Erkenntnisse,
unsere Existentiale,
werden in der Stille zuteil.
Ich bin kein Pythagoräer,
gehöre keinem Geheimzirkel an,
wahre keine Arkandisiplin.
Ich gleiche
der geschwätzigen Elster
und stehle viel Glitzerndes.
Was nützt ein Wissen
im stillen Kämmerlein?
Mein Basar ist täglich offen.
1.1.12
Ihr Myriaden
Glühwürmchen
hättet euch
auf Sinai´s Dornbusch
zur Hochzeits-Nacht getroffen.
Welch ein Leuchten
zum Schuhe-Ausziehen!
Flimmerndes Licht
soll zur Begattung locken.
Euer Leuchtstoff Luziferin:
welch teuflischer Name!
Und dennoch sagt die Schrift:
„Quoniam Deus LUX est!“
„Lumen Christi“ –
tönt es in der Oster-Nacht
in heiligen Hallen.
Ach, ich armer Käfer!
8.1.
Ein Leben lang
ein Lehrling, ein Scholar.
Lernen aus Fehlern
und Mißlingen;
Freude am Erfolg.
Schulbank Tag für Tag:
lebendige Gegenwart
als unbestechlicher Lehrer!
Welches Gremium prüft?
Wer unterschreibt den Gesellen-Brief? –
Wer den Meister-Brief?
Wer zensiert, gibt Noten?
urteilt nur die Nachwelt,
ein Redner am Grabe?
„Der Schüler hat das Klassenziel
summa cum laude erreicht.“
(Grabinschrift).
30.1.
Der Jugend-Traum:
die vierzehn 8000er erstürmen!
Karakorum vor dir.
Schließlich werden
kleinere Brötchen gebacken!
K 2
in weiter Ferne;
erreichtes Basis-Lager
als Erfolg gefeiert.
Welches hehre Ziel
soll die Mühe lohnen?
Moralische Integrität
nach welchem Codex?
Weisheit und Humanitas!!
Der Tod schreibt
den Eintrag ins Gipfel-Buch.
3.2.
Blick
auf dich
vom andern Stern
oder vom Mond!
Und sieh,
welche Spielkugel
die deine gestoßen
auf dem Billard-Tisch WELT.
Ob Carambolage,
Pool oder Snooker,
du bist der Gestoßene,
fremdem Einfluß Unterworfene!
Erkenne,
wer und wie
man dich prägte:
so viele Leit-Figuren!!
3.2.
Da war ein Urknall,
da war eine Gaswolke.
Daraus eine Galaxie
mit Sonne und Planeten!
Auf der dritten Bahn
kreist unsere Erde.
Wir wandeln darauf.
Vor mir schon Leben,
doch ich
- nicht gedacht.
In tiefem Hominiden-Dunkel
ein Eisprung, ein Liebesakt,
ein Spermium als evolutionärer Sieger!
Mein Urknall:
Verortung in Zeit und Raum.
Eingangsdatum auf dem Paß.
Ausgangsdatum auf dem Stein.
3.2.
Kommt, ihr Frauen Athens
und feiert die Fruchtbarkeit!
Ehret Demeter und Kore,
verneigt euch vor Persephone.
Nach Anodos´ Aufstieg
sei Nesteia als Fasten
asketische Pflicht.
So werdet ihr Kalligeneia
schöne Nachkommen gebären.
Steigt in die Megara,
holt die Ferkelknochen
unter die Saat zu mischen.
Neues Leben und Ernte
aus Tod und Verwesung.
5.2.
Aus meiner Rippe
wird keine Eva
erschaffen!
Ich schwitze
nur meine Worte
durch die Rippen.
Der Lanzenstecher Leser
wird wohl merken,
daß Blut und Wasser
aus dem Herzen fließen.
Ans Kreuz des Lebens genagelt
zitiere ich keinen Psalm,
wie könnte ich –
von Essig und Galle getränkt.
Aber auch glückliche Augen
haben das Schöne gesehen!
7.2.
Die Gedanken kreisen, kreisen
über Tausende Synapsen
auf existentieller Suche
nach letztgültiger Wahrheit.
Der forschende Geist
im Drehschwindel taumelnd
am Rande von Abgründen.
Der Schwindel als Vorstufe
tiefster Erkenntnis
vor dem Kollaps.
Verlust des Bewußtseins
im Sturz in den Kratersee,
den schwefligen Grund.
Der Vulkan schläft nur.
Was sagt der Seismograph?
7.2.
Dichter, Schriftsteller, Autoren,
die dir nicht
als Schlägerbande begegnen,
die dir keine
seelischen Blutergüsse schlagen,
die lasse links liegen!
Deine weiße Seelenhaut
muß blaue Flecken tragen,
die dann in Farben schillern..
Wozu die Lese-Abenteuer
aus Gestrüpp und Urwald
von Lyrik, Essay, Roman, Journal –
wenn keine Kratzer bleiben!!
Du mußt
aus dem Dschungel-Camp Literatur
als ein anderer zurückkehren!
12.2.
Du glückliche Ameise:
Millionen Jahre bist du
im Harz archiviert!
Der freudige Finder
am Ostsee-Strand
bringt dich ins Licht!
Aus Milliarden Artgenossen
feierst allein du
Auferstehung.
Doch irgendwann
erfaßt Verwesung auch dich -
wie mich…..
Edles Harz
nur eine Seite
im Buche des Lebens.
20.2
Wir wollen
nicht voreilig sein:
erst mit der Pubertät
bist du
auf dein Lebensgeleis gesetzt.
Du fährst
weder Bummelzug noch ICE,
eher die einfache Draisine!
Nun ertüchtige dich
und zieh den Knüppel!
Das Tempo wird wechseln.
Irgendwann
die erste Weiche:
du mußt entscheiden wie Herakles.
Wer gab dir Rat?
Wer formte deinen Willen?
Es folgten viele Weichen…
24.2.
In jugendlichem Eifer
wähnst du dich in Eden,
am fließenden Wasser
von Euphrat und Tigris.
Die großen Blätter
decken die Blößen
von Geist und Seele.
Ein paar Früchte
grünen und blauen
zur Reife.
Du bietest sie den Nachkommen,
den Freunden, der Welt!
Doch dann sind die Äste dürr.
Von der Axt gefällt
bleibt nur das Feuer!
22.3.
Wir sitzen im Glashaus –
schmeißen keine Steine!
Die Welt
ist unser Treibhaus:
aus Glas gebaut!
Alles muß durchsichtig sein,
alles muß schneller treiben.
Unsere Zeit-Konstante:
die Drehung der Erde
um sich selbst.
Doch Tag muß schneller herbei:
wir verstellen die Uhren!
Wir armen Getriebenen.
22.3.
Dein Hirn erinnert alles,
auf Befehl,
nichts geht verloren.
Irgendwann tritt
längst Vergangenes
ans Tageslicht.
Der Museums-Direktor
trifft die Wahl
des Erhaltenswürdigen.
Experten liefern Kriterien:
Daumen rauf oder runter –
für die Nachwelt.
Galerien, Bibliotheken, Lexika:
Veraltetes ins Magazin:
heute siegt die Gegenwart
oder der Zeitgeist!
22.3.
Von der Sonne der Gerechtigkeit
durchleuchtet,
werde ich einen Schatten werfen:
schwarz oder weiß?
Schwarz mit hellen Flecken?
Weiß mit dunklen Makeln?
Zebrenhaft gestreift?
Prismenhaft
in Farben schillernd?
Wer weiß?
Vestimenta eius sicut nix?!
Astral-Leib oder Schatten-Reich?
Wahrheits-Tröster
von seligem Leben in Ewigkeit!
Was soll der Pianist,
wenn sein Flügel zerstört?!
25.3.
Kränkungen der katholischen Kirche
im Laufe der Geschichte –
doch wo die Korrekturen?
Die hausgemachten
innerkirchlichen Spaltungen,
Schismen, Häresien, Reformation.
Kopernikanische Wende:
die Erde nicht Mittelpunkt,
nicht Nabel des Alls!
schließlich Darwin!
Kant auf dem Index,
die Aufklärung dazu!
Genesis ist neu zu denken!
Freud und die Analyse!
Heute noch die Hirnforscher!
Entlarvung der Mythen:
Deutung der „condition humaine“.
Selbst „Omega“ eine Illusion!
26.3.
Du wirst
als weiches Wachs geboren,
dein Gen-Set im Gepäck.
Im Laufe des Lebens
drücken sich
die Prägestempel ein:
Menschen, Orte, Länder,
Sprachen, Ereignisse,
Begegnungen…
Schließlich ausgeliefert
den Phasen der Distanzierung:
alles wird frag-würdig!
Wir nennen
diese Zeiten innerer Unruhe
Pubertät, midlife- und endlife-crisis.
Was sollte das Ganze?
Die Frage nach dem Sinn
stellt alles in Frage!!
3.4.
Eines Tages
bist du flügge:
mußt für dich
selber sorgen!
Eines Tages
stehst du auf
eigenen Beinen,
Auf einmal
hast du viel
Zeit
und Freiheit zu
verantworten.
Bis-
eines Tages ….
6.4.
Dank dir, Mutter
Natur
für so viel
Freude,
für Ohren – und
Augen-Schmaus.
Wie jubilierte
die Amsel
heute Morgen in
der Früh!
Wie piepten die
Meisen.
Der Auerhahn
entzog sich mir
wie auch der
röhrende Hirsch;
bleibt ordinäres
Tauben-Gurren.
Doch gedenken
wir des Pfaus:
er schlägt sein
Rad
mit des
Gefieders Pracht.
Welch ein Luxus:
nur der
Erwählten zu gefallen!
Denn zum Fliegen
ist kein Nutz!
Genießen wir
diesen Mehrwert.
Gleich wie die
Poesie
über nackter
Sprache.
6.4.
Ob du
auf einer Adler oder
Olivetti
dein Leben
in die Maschine
tippst,
du vertraust
auf die Treue
der Buchstaben,
auf die Zeichen
der Sprachlaute.
Das „e“
ist unverwüstlich,
häufigster Vokal,
fast zerreißt es
das schwarze Band.
Die Konsonanten
scharen
sich um diese
Mitte,
neidisch
blicken „a“ und „o“.
Vom Alpha deiner
Geburt
zum Omega deines
Endes
genügend
Anschläge.
Der Sieger ist
das „X“,
Zeichen des
Auslöschens:
du wirst einfach
ausge – x-t.
13.4.
Der sichtbare
Teil
der schwimmenden
Eismasse
sei nur 1/7 oder
1/8 gar.
So sei es auch
mit uns!
Das bißchen
Bewußtsein
für das wir uns
halten,
ragt in den Tag;
das Unbewußte
unter der
Oberfläche
bleibt in
triebhafter Nacht.
O grande profundum homo!
Was bestimmt das
Handeln?
Freier Wille?
Hormone, Synapsen?
Wir tanzen auf
der Titanic,
wir treiben auf
dem Lebensmeer
zur eigenen
Schmelze.
14.4.
Der Geist des
Lebens
ist in der
Flasche
aller Sprachen!
Du brauchst nur
Mut,
den Korken zu
ziehen!
Wohlgeruch der
Poesie
wird dich umströmen:
du findest dich
im Paradies.
Jedes Wort –
eine duftende
Blüte:
Sei die summende
Biene,
sauge den Honig
und schwänzle
vor Behagen!
23.4.
Ich sitze
ohne Billett
im Konzertsaal
der Natur.
Ich lausche
dem Zwitschern
und Piepen
einer Vielzahl
von Vögeln.
Ich staune
über
unsichtbaren Maestro
ohne Stab.
Ich höre
die
Vogel-Symphonie
als
Hochzeits-Melodie:
Hohes Lied
unserer Mutter
als harmonisches
Spiel
kosmischer
Liturgie.
28.4.
Jeden Morgen –
schon beim Frühstück
–
breche ich auf
zur Weltreise.
Ich kann
gemütlich
am Tische
sitzen,
den Tee
genießen.
Journalisten
arbeiten
für Agenturen
und Blätter
in aller Welt
für mich.
Bild, NZZ und
FAZ
berichten über
alles –
und ich bin
dabei
als ob ich dabei
wäre!
6.5.
Im alten Rom:
Daumen rauf oder
runter:
dem Gladiatoren
Leben oder Tod!
Heute zum
Zeichen:
„einverstanden“,
„das hast du gut
gemacht!“
Als kleiner „Däumling“
bis ins
Märchenbuch!
In der
Gliedertaxe
hoch bewertet:
man könnte ja
nicht greifen,
simsen,
telefonieren, spielen,
die kleinen
Tasten tippen!
9.5.
Auf meinem
Lebens-Schiff
fahre ich
auf dem Ozean
Welt
in Richtung
Hafen.
Auf hoher See
zeigt das
Kielwasser
die Fahrtenspur.
Wellengekräusel
im großen
Dreieck
verliert sich
irgendwann.
Kein Geplätscher
schlägt
an ein Ufer:
der Horizont ist
weit!
Was habe ich
bewegt???
9.5.
Das schöne
Gedicht
ist eine Wabe:
der fleißige
Bienengeist
hat Honig
gesammelt.
Pollen und
Nektar
bunter
Wort-Blüten
werden zur
Botschaft
in süßem Seim.
Bin Biene und
Imker
zugleich.
Leser -
werde
Nach-Denker und
Genießer!
12.5.
Wer oder was
bist du
im „Buche des Lebens“?
Die Großen der
Menschheit –
wer sind sie? –
schmückt
eine große
Initiale den Namen.
Schon lautloser
„Schrei“
genügt zum Ruhm,
zum Staunen im
Museum.
Doch wir Kleinen
sind nur
Fußnoten
zu Fußnoten
von Fußnoten
zu Fußnoten
……..
20.5.
Mit der Geburt
ist die ein
Talon geschenkt:
für jeden Tag
eine Karte!
Eines Tages
ziehst du
eine „Drei“
und sagst „Ich“.
Mit der „Zehn“
kannst du
schreiben und
rechnen.
Die Herz-Dame
überrascht:
du bist König,
die Asse
stechen.
Vier Buben zum
Grand,
dazwischen die
Karo-Tochter.
Wieviel Karten
noch??
20.5.
Welch ein Donnerwort!
Die unmeßbare
Spanne
zwischen dem
Noch-Nicht und
Nicht-Mehr!!
Diess NU
in zwei
Buchstaben nur,
im Latein ein
nu-nc.
Die Kehrseite
der Medaille:
das andere
Gedonner:
Ewigkeit!
Philosophen und
Theologen
reden vom „nunc stans“.
Der Zeiger der
Zeit
sei einfach
stehen geblieben.
21.5.
Wie könnte je
den Eltern
gedankt werden!?
Triebgesteuert
liebevoll
ins Dasein
gerufen!
In Erfüllung
evolutionären
Imperativs!
Zuerst der
Mutter,
die neun Monde
das neue Wesen
gebildet,
in die Welt gepreßt,
gesäugt und
gesäubert.
Dem Vater der
Dank,
ihm in seinen
Genen
und unseren
Söhnen
weiteres Leben
zu schenken.
Auferstehung:
genetisches Ostern
von Generation
zu Generation.
27.5.
Jede Medaille
hat zwei Seiten.
Gilt auch allgemein!
Vielleicht
ist es so -
oder auch
anders?!
Bloße
Information ist leer:
Sinnfrage und
Lebensentwurf
verleihen
Bedeutung.
Sie wandeln ihre
Wertigkeit
im Laufe des
Lebens
durch gesunde
Skepsis.
Vermeintlich
sicherer Wahrheits-Besitz
wird durch Anfechtung
und Zweifel
wiederholt in
Frage gestellt.
Den Zweifel
bezweifeln
ist regressus in
infinitum:
Luft-Tanz auf
dem Seidenfaden,
da alle Götter
schweigen.
30.5.
Die Sprache - eine
Pforte:
das Geist-Kamel
trägt die Worte.
Meine Wahrheit
hinaus,
die Weisheit der
Welt
zu mir herein.
Jedes Wort eine
Blüte:
in der Reife die
Frucht:
Beere, Kirsche,
Apfel, Nuß…
Genieße das
Seelen-Obst,
mißachte Wurm
und Schimmel:
dazu ist noch
Zeit.
Rast in der
Karawanserei.
Wir ziehen von
Oase zu Oase:
Palme - wirf
mein Dattel-Wort!!
11.6.
Die einsame
Insel:
Asyl, Refugium,
Eden?
Ort der Rettung
oder seligen
Verweilens?
Die
Charakterfrage:
„was nähmen Sie
mit ?“
Bibel, Platon,
Dante -
Shakespeare oder
Goethe??
Wie Noah die
Tiere
in seine Arche
nahm,
so füllte ich
Container-Schiffe
mit musealen
Schätzen:
ganze
Bibliotheken,
British und
Metropolitan Museum,
Louvre und
Eremitage …
Dazu vor allem
viel Zeit
und hell-wachen
Geist!
11.6.
Lebenszeit:
eine große Ähre:
jeder Tag ein
Korn!
Nun pflanze es
in deine Seele,
laß es sprießen!
Und es werden
neue Ähren
zu Korn und
Mehl.
Dann backe
dein Brot
für Geist und
Leben.
So ist keine Not
–
nur am Ende:
der Tod…
12.6.
Mit deiner
Nistung
in der Mutter Uterus
erhältst du den
Miet-Vertrag.
Du bestätigst
nach der Geburt
mit dem ersten
Schrei:
Als Mieter des
Lebens
pilgerst du
deine Jahre
über diese Welt.
Sie schenkt dir
Arbeit und
Mühsal,
Freud und Leid.
Du genießest
Augenblicke von
Glück,
lebst in Zufriedenheit.
Im Aushauch
der Tod die
Kündigung:
Auszug ins
Erd-Nest.
2.7.
Gehörnte
Himmelsgöttin
mit den
Kuh-Ohren –
so steige aus
Horus` Palast.
Deine
Sonnenscheibe
spiegle uns
Licht
göttlicher
Weisheit!
Schenke dem
Juden
das Gehörn als Schofar,
zu Jahwes Lob.
Doch mir gönne
Met und Nektar
daraus zu
trinken.
Gewandelt die
Form:
welche Töne
zu Spiel und
Tanz!
Schwester
Aphroditen führ ich
zum himmlischen
Walzer
am Nil und auf
dem Olymp.
3.7.
Das Leben
ist ein
Geschäft!
Wir haben den
Auftrag,
es zu leben!
Jeder Kaufmann
führt Buch:
zwei Spalten:
Soll und Haben!.
Wie kommt es,
daß kaum jemand
sein Journal
führt?!
Abendliche
Gewissens-Erforschung?
Geistliche
Tages-Bilanz?
Ich will es
schriftlich!!
10.7.
Meine Gedichte
als Notschrei:
Identität zu
wahren
oder zu finden:
mühsam genug!
Das arme Ich,
nahezu schutzlos
Mächten und
Kollektiven
hilflos
ausgeliefert.
Die Eltern
meinen es noch
gut
mit sorgsamer
Erziehung
nach ihrem Bild
und Gleichnis.
Doch dann rollen
die Wogen
an dich heran:
Schule, Kirche,
Staat…
alle zu deinem
Wohle!!
Trotz allen
Mühen –
du bleibst ein
Torso!
11.7.
Ich war nicht –
und werde nicht
sein!
Ich öffne die
Ader,
lasse Wort-Blut
fließen.
War ich in Platons
Sinn
eine Idee
imaginären Gottes?
Bin ich die
Inkarnation
göttlichen
Gedankens?
Da hat eine
junge Frau
ihren Eisprung
und liebt:
aus Millionen
erreicht
ein einziges
Spermium sein Ziel:
mein Urknall!!
Bin ich
Fixstern, Planet, Mond, Asteroid
in
geschichtlicher Zeit?
Als Meteorit
verglüht:
es gab eine Idee
…
17.7.
Wie gleichen wir
doch
der
Weinberg-Schnecke!
Auf der
Schleimspur
schaben wir
mit der
Raspelzunge
unsere
Geist-Nahrung.
Ring für Ring
bauen wir das
Haus:
Gebäude der
Gedanken.
Wir sind zwar
keine Zwitter,
doch flammt der
Liebespfeil
im Flirt aus den
Augen.
Naht der Winter
–
schließt der
Deckel aus Kalk
das
Sarg-Gehäuse.
27.2.
Wenn
vermeintliches Gebet
zum
Selbstgespräch wird,
hat sich wohl
der Adressat
verflüchtigt.
Der
Sternenhimmel schweigt,
gespenstische
Stille im All,
der Vorhang im
Bundeszelt
eine feste
Mauer.
Gewißheit meines
Daseins
in der Rede mit
mir selbst:
Dialog der Seele
mit sich!
Was haben wir
uns zu sagen?
Flüchtige Augenblicke
festhalten im
Wort!
Freud und Leid
aller Poeten.
28.7.
Wie lang
ist die
Filmrolle
meines Lebens?
Ich lasse sie
gelegentlich
abspulen
im Hirnareal der
Erinnerung.
Ich rufe
Episoden herauf
und gewichte
sie:
Bestätigung oder
Irrtum,
Abwarten
weiterer Entwicklung.
Mögliche
Korrektur?
Geistige Flaute
verführt zum
Rückblick!
Horizont in
weiter Ferne.
Ich sitze im
eigenen Kino:
von Infrarot bis
Ultraviolett
durchleuchtetes
Celluloid.
2.8.
Da stehst du,
träumst
versunkenen Welten nach.
Es rauschen der
Damen Gewänder
noch knisternd
durchs Gemach.
Prunk und Putz,
Gips und Gold-
welch ein Glast
–
doch Abglanz
nur:
Ein Hauch
vergangener Zeit
und
Wirklichkeit.
Bel-vedere –
schöner Ausblick
in Zeit und Ewigkeit.
1980 ?
Man muß sich
den Wohlklang
für Schwalbe
im Ohre klingen
lassen!
Hirondelle und
Rondinella
zwitschern zum
Flug,
spreizen den
Gabelschwanz.
Unterm Dach das
Nest gebaut,
wo der Dompfaff,
das Pärchen
getraut.
Das andere im Stall:
Lehmkügelchen-Nest.
Fliegen in Fülle
zur Atzung der
Brut.
Kommt eine
zurück –
ist noch kein
Sommer.
Italiens
Vogelfängern entwischt
erfreut euer
Spiel im Licht.
3.8.
Das Gezweig
wilden Weines
rankt am Gemäuer
meines Leibes
herauf.
Das Gelaub hat
schon
mein
Seelenfenster
kühn erreicht.
Herbstrote
Blätter
wedeln
verfließende Zeit.
Schon fällt
eines ums
andere.
Der Blick hinaus
verklärt
Vergangenes.
Künftiges bleibt
im Nebel des
Ungewissen.
Fetter zu grünen
war des Alten
Traum!
„Nur was der
Augenblick erschafft,
das kann er
nützen.“
3.8.
Es hat genügend
Synonyme:
Zusammenfassung,
Bilanz,
Kassensturz …
Ein ganzes Leben
in seiner
Rückschau
wie einen Film
spulen.
Quid quid agis –
prudenter agas
et respice finem!
Narzistische
Nabelschau
im Dienste
inneren Fortschritts –
wohin?
Mensch, werde
wesentlich!:
Die res cogitans
- flüchtig,
die res extensa
- modrig!
13.8.
Ein Blick?
Ein
Augenzwinkern?
Ein Hauch von
Sehnsucht?
Der Minnesänger
tönt sein
schönstes Lied:
ritterliche
Erotik!
Giotto meinte es
ernst
mit seiner
Caritas:
sie reicht Jesum
ihr ganzes
Herz -
anatomisch
genau!
Moderne
Romantiker
bieten den
linken Vorhof
als
blumengeschmückten Patio
zum minniglichen
Verweilen.
23.8.
Für Nannerl?
Für
Anna-Magdalena?
Nein: für mich!
Ich trage
meine Herztöne
ein,
füge Wort-Noten
zur
Lebens-Melodie.
Sie ist nur
auf der Orgel zu
spielen:
mit Händen und
Füßen
und allen
Registern.
Galaktische
Klänge,
Hintergrund-Rauschen
musizierender
Engel?
Der Kosmos
schweigt,
das All mißt in
Curie,
Haydns
„Schöpfung“ erklingt
und Mozarts
„Requiem“.
25.8.
Der Atlas meines
Wissens
hat viele weiße
Seiten!
Wenn schon Gott
als große
Unbekannte
tief verborgen
ist:
wie sehr der
Mensch,
sein Ebenbild!
Alle
vermeintlichen Gewißheiten
werden
zuschanden!
Die
große Sinn-Frage
als
Theorie über alles
bleibt
offen!!
Im
Atlas nur Skizzen
durchwanderter
Landschaft.
27.8.
O dieser Tag-Zähler
als
Mahnmal der Vergänglichkeit!
Jeden
Morgen ein Blatt
wie
Herbstlaub oder Sandkorn.
Tröstender
Sinn-Spruch
als
Seelen-Speise?
Die
Forderung,
sich
zu erinnern!:
Geburts- und Todes- Daten
ruhmreicher
Menschen.
Ereignisse
der Geschichte
als
Bojen im Fluß der Zeit
zum
kurzen Ankern.
6.9.
Verstand
und Wille –
die
Äste der Gabel.
Sie
geben
in
ihren Schwingen
deinen
Kammerton.
So
erfahre und erprobe
in
wiederholtem Anschlag
deine
Grundstimmung.
Ob
herrschender Gedanke Hegels,
option
fondamentale Bergsons,
Glaubens-Axiom
des élan vital
als
letzter Grund:
du
mußt dich entscheiden:
das
bin ICH –
so
soll es sein,
so
will ich sein!
9.9.
Schon
Proust und Marcel
sind
auf vielen Seiten
auf
der Suche
nach
verlorener Zeit.
Unwiederbringlich
verschwendete
Stunden
kostbaren
Lebens.
Hinterher
ist
man klüger!
Was
nützt die Reue
über
entdeckte Vergeudung
aus
eigener Dummheit?!
Laß
deinen Lebensfilm laufen:
die
Erkenntnis ist niederschmetternd:
du
findest zu viel!
19.9.
Die
biologische: sie tickt:
für
Frauen zur Zeugung,
den
täglichen Rhythmus.
Loewe´s
Uhr,
stets
bei sich getragen.
Die
Uhr der Eichung:
Schwingung
des Caesium-Atoms.
Werbung
mit der Präzision
aller
Schweizer Zeitmesser.!
Die
Uhr auf dem Schirm
vor
der Heute-Sendung:
der
ruckweise Lauf
des
Sekunden-Zeigers:
meine Leidensnächte auf Intensiv!
Heute
mein Taktgeber:
die
Elektroden im Herzen.
15.11.
So
strecke
das
Zifferblatt deines Ich
auf
die Zeitachse deines Lebens:
sie
beginnt bei Null:
du
warst nicht:
du
wurdest!
Dein
Urknall der Zeugung,
die
Geburt ins Licht.
Noch
hat die Gerade
kein
Ende:
der
Pfeil nach rechts
gegen
unendlich, ewig??
Welche
Illusion!:
du
bist eine Primaten-Episode!!
15.11.
Welche
Eleganz und Anmut,
Harmonie
der Partner,
Gleichklang
von Bewegung
und
Choreographie!
Sechs
Millionen Jahre
trennen
uns
vom
Onkel Schimpanse.
Wiegt
sein artistisches Klettern
das
Spiel der Tänzer auf?
Steht
das Pferd höher,
wenn
es tänzelnd
die
Reiterin trägt?
Die
Levade der Lippizzaner,
die
Hündlein im Zirkus,
die
im Manege-Rund posieren!
Und
alle beklatschen
die
Dressur!
15.11.
Der erste:
„ins Dasein
geworfen“
in gestelzter
Sprache
des Philosophen.
„Wie Wasser
von Klippe zu
Klippe
geworfen“:
so spricht der
Poet.
Im Angesichte
des Todes
auf sich selbst
zurückgeworfen:
letzte
Einsamkeit.
Der Spielball
„Ich“
gehorcht weder
Genen
noch Gesetzen
der Welt:
ein Schäuflein
Sand …..
17.11.
Der Poet poliert
abgegriffene
Wortmünzen
der Alltags-Sprache,
schenkt neuen
Wert!
Sie werden
Devisen
zur Währung über
Grenzen.
Von den Wiesen
blauer Blumen,
vom Land der
Träume
und blühender
Zitronen,
gar im
Geigenhimmel.
Die Seele spannt
die Flügel
und zahlt den
Obolus.
10.12.
Wenn dir
lautloses
Tänzeln
fallenden Laubes
im zarten
Säuseln
luftiger Brise
nicht
in den Ohren
dröhnt –
jedes sterbende
Blatt
als Donnerwort
der Ewigkeit
wie ein Stich
der Espada
nicht
dein Herze
trifft –
dann
sind nicht nur
deine Augen
blind –
dann
bist du schon
erfroren.
11.12.
In den Hall-Raum
der Poesie
rufen Dichter
ihre Urworte.
Wir hören die
Echos
nah oder fern.
Das Alphorn hoch
auf´m Berg
oder tief im Tal
–
grüßt viel 1000
mal!
Ob Zephire
Liebesworte säuseln,
Stürme
Donnerworte brausen:
es kräuseln die Lebenswasser –
im Brunnen der
Erinnerung,
in der
Herzkammern Tiefen.
Die Seele : geist – durch – weht.
23.12.
Ob in Japan auf
Kii
auf Pilgerpfaden
von einem
heiligen Schrein
zum nächsten
steigen:
Ob in Europa
der Weg belebten
Brauchs
nach Compostela:
im Wallfahrten
die Hoffnung auf
Seelenheil.
Ob Seume nach
Syrakus
in
Gesellen-Manier
auf Kultur-Walz
marschiert:
Ob Shinto,
Buddha, Christ:
„…und wandern
ohne Ruh´
der ewigen
Heimat zu…“
23.12.
Man sagt,
Eskimos
hätten ein gutes
Gespür
für
Schattierungen von Weiß
und in ihrer
Sprache
zahlreiche Worte
dafür.
Heute –
in bizarrrem
Wolkenbild
auf meinem Olymp
ist der Himmel
tief verhangen
Grau in Grau.
Es ist ein
Grauen
von so viel
Grau!
Doch der Azurne
wird wieder
blauen!
6.1.13
Die mächtige
Zeit
schwingt den
Hammer
zu
Schicksals-Schlägen.
Wir sind
das glühende
Eisenstück
an packender
Zange.
Auf den Amboß
des Tages gelegt,
erwarten wir
die formende
Wucht.
Wir sind
Werkstück und
Schmied:
sein freier
Wille
wirkt Reife und
Gestalt.
8.1.
Schon ohne
Billett
durch den
Geburtskanal
der Mutter
gepreßt!
Als
Erdenbewohner Tag für Tag
die Drehung des
Globus
1000e km auf dem 50.Grad.
Schließlich nach
Keplers Gesetz
auf elliptischer
Bahn
jahrweis um die
Sonn´!
Und die ganze
Galaxie?
Frei schwebend
im All
oder in
Bewegung - wohin?
Kein knipsender
Schaffner.
Nur der Tod
schmeißt uns
in den
Sternen-Staub zurück.
21.1.
Mumie in Ägypten?
Wachsfigur bei
Mme Tussot?
Notiert im „Who is who“?
Aufgezeichnet
im Buche des
Lebens,
der
Universal-Akte
fürs Jüngste
Gericht.
Eine Karteikarte
in einer
Bibliothek?
Ein Link im
w.w.web?
Der
archetypische Traum
vom ewigen
Leben!
Weiterleben in Genen
der Enkel,
in Erinnern der
Freunde –
und dann ….
1.2.
Wenn der Kampf
ums Dasein
alle Energien
bindet –
bleibt kein
Überschuß.
Zu oft das
Gegenteil:
hungernde Mutter
mit ausgelaugter
Brust
hält ihr
sterbendes Kind.
Aber:
aus dem MEHR
werden Kultur
und Luxus,
Werke, Monumente
und Genuß.
Ist der Hunger
gestillt,
werden
schöpferische Kräfte frei :
der Genius
schafft!
Aber:
„…auch das
Schöne muß sterben,
das Menschen und
Götter bezwinget.“
1.2.
Hast du
heute schon
gestaunt,
dich tief
verwundert?
Hast du
heute schon
nach-gedacht –
über dich und
alles?
Hast du
heute schon
gedankt
für Dasein und
gelebte Jahre?
Du hattest
gestern 1440
Minuten.
Ich habe gerade
eine Minute lang
gedacht.
5.2.
Schwarz –
dreht sich im
Grabe,
weil durch sein
Pulver
so viele Leben
zerstört?
Mendel –
der geduldige
Erbsenzähler:
tausende
Kreuzungen
bis zum
Erb-Gesetz.
Unser
Genetik-Wissen
würd´ ihn jubeln lassen!
Mersenne –
der Primzähler
ohne Computer.
Zwei Potenzen minus
eins.
Die bisher
größte nun entdeckt:
2 hoch
57.885.161 hat 17 Mio Stellen.
Wen juckt es?
8.2.
Die übliche
Speisekarte
liest sich
wie ein Nekrolog
auf einige TIERE:
jedenfalls
dürfen sie –
fein gewürzt –
mit oder ohne
Sauce –
im Magen-Sarg
verdaut werden.
Schnecken und
Frösche
à l´alsacienne, coque au vin, Poularde,
bayrisches Hendl
oder Spanferkel,
Lammkeule,
Rehbraten …
WIR werden in Klamotten
statt einer
Verdauung
der Verstaubung
überlassen.
14.2.
An den Pflock
von Raum und
Zeit
mit dem Seil
Ratio
zum Äsen
gebunden,
weide ich meine
Welt ab.
Herbe Gräser,
wohlschmeckende
Kräuter,
das Auge
erfreuen bunte Blumen.
Ich drehe meine
Runden,
dem Esel des
Fellachen gleich
an seinem
Brunnen.
Friede und Licht
in der Lust der
Erkenntnis!
25.2.
Regenbogen –
biblisch:
Jahwe´s Bund mit
Noah.
Gewitter:
Blitze
schleudernde Götter
mit drohendem
Donner:
Baal, Zeus, Wotan,…
Gewitter über
Rom,
Blitze über dem
Dom:
ein Papst wagt
den Rücktritt!
Meteorit in Rußland
mit großem
Einschlag.
Der Asteroid
flog vorbei:
davon-gekommen!
Welche Botschaft
aus dem All
bringen die
Virginiden,
Hydriaden und
Leoniden?
Alles schnuppe??
27.2.
Biber, Ratte,
Maus?
Mitnichten!
Nur ein Zahn –
der ZEIT.
ER nagt und nagt
und nagt:
trägt als
Erosion
ganze Gebirge
ab;
Ägyptens
Pyramiden
werden auch
nicht verschont.
Fototechnik lügt
dank Zeitraffer
und slow motion.
Wir selbst die
Opfer:
Telomerase nagt
in jeder Zelle
am
Chromosomen-Ende.
LEBEN –
als Sein
zum TODE !
10.3.
Indianische
Tele-Kommunikation
bei Karl May
gelernt.
Schwarz oder
Weiß?
„Habemus Papam!“
Wo Rauch ist,
muß wohl ein
Feuer sein!
Haben
pfingstliche Zungen
geistliche
Funken gesprüht?
Heilige Feuer –
von Vestalinnen
fromm gehütet.
Brennendes
Scheit in Yazd
in Zoroasters
Tempel!
Rauch-Opfer den
Göttern,
Weih-Rauch übers
Volk!
Das Höllen-Feuer
brenne ewig!
Rauch-Zeichen
nicht gesichtet!
17.3.